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Brandenburg: Bauernbund will BSE-Tests abschaffen

Familienbetriebe halten die vorgeschriebenen Kontrollen für zu teuer und befürchten eine weitere Verunsicherung der Kunden. Ministeriumssprecher: „Dieser Vorstoß ist unsinnig“

Bad Wilsnack - Der Brandenburger Bauernbund will mit einem Tabu brechen: Alle BSE-Tests für geschlachtete Rinder sollen abgeschafft werden, weil der bei einzelnen Tieren festgestellte Rinderwahnsinn eine wirtschaftlich bedrohliche und durch nichts gerechtfertigte Hysterie ausgelöst habe. „Rindfleisch war nie gefährlich“, ist Reinhard Jung überzeugt. Der Geschäftsführer des Bauernbunds sagte gestern in Groß Lüben bei Bad Wilsnack, bislang habe die Wissenschaft noch keine Ursache für BSE gefunden. „Es steht nur fest, dass die Krankheit nicht von einem Tier auf das andere oder auf den Menschen übertragbar ist“, behauptete Jung. „Die fortlaufenden Tests sind teuer und verunsichern nur die Kunden an der Verkaufstheke oder in Restaurants.“

Der Zeitpunkt für den Vorstoß des Bauernbunds war nicht zufällig gewählt worden. Auf den Tag genau vor vier Jahren wurde in Deutschland der erste BSE-Fall bekannt (siehe nebenstehenden Kasten). 350 Fälle kamen bis heute hinzu, davon 13 in Brandenburg. BSE steht im Verdacht, die so genannte Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auszulösen, die im Jahr 2002 bei 53 Menschen in Deutschland ausbrach. In Großbritannien, wo es bisher mehr als 170 000 BSE-Fälle gibt, kam es 2003 zu 104 Erkrankungen.

Mit seiner Forderung, auf alle Tests zu verzichten, steht der Bauernbund in Deutschland bislang allein. Das Brandenburger Landwirtschaftsministerium hält den Vorstoß für unsinnig. „Der Handel besteht auf Tests“, bekräftigte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade. „Er will, dass wir die Kontrollen sogar auf Tiere im Alter von unter 24 Monaten ausdehnen. Ohne die Tests wären die Brandenburger BSE-Fälle niemals entdeckt worden.“ Die Verbraucher, meint Schade, würden durch die jetzt vom Bauernbund angeschobene Diskussion nur noch weiter verunsichert, was dem ganzen Berufsstand der Rinderzüchter schade.

Dem widerspricht der Bauernbund: „Der Rindfleischverbrauch ist seit vier Jahren um ein Drittel zurückgegangen“, meinte Präsident Karsten Jemmerjahn: „Viele unserer Mitglieder verlieren ihre Existenzgrundlage.“ Rainer Gerike, der rund 150 Mutterkühe in Groß Lüben in der Prignitz hält, meint: „Es ist nicht allein der Preis von rund 55 Euro für einen BSE-Test, der uns so aufregt, sondern auch die Gewohnheit. Niemand wagt einen Zweifel, ob die Tests noch Sinn machen.“ Ohnehin kämen große Mengen des in Deutschland verkauften Rindfleisches ohne BSE-Test in den Handel, weil die Tiere vor dem Erreichen des zweiten Geburtstages in den Schlachthof gelangen. Der Bauernbund, der in Ostdeutschland rund 250 Familienbetriebe vertritt, will seine Forderung in Kürze dem Agrarminister Dietmar Woidke (SPD) unterbreiten und ihn auffordern, eine Bundesratsinitiative zur Abschaffung der BSE-Tests einzuleiten.

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