zum Hauptinhalt

Brandenburg: Berliner Kühe machen Gewinn

Die Stadtgüter im Umland sind erstmals profitabel. Dennoch will sich das Land von ihnen trennen

Großbeeren - Berlin kann auf seine 5400 in Brandenburg stehenden Kühe sehr stolz sein. Sie gaben so viel Milch wie lange nicht mehr. Da sich der im Schnitt bei 20 Litern liegende tägliche Ertrag pro Kuh obendrein gut verkaufte, beschloss die Berliner Stadtgüter-Gesellschaft erstmals seit der Gründung 1991 das vergangene Jahr mit einem Gewinn. Der liegt nach Angaben von Geschäftsführer Peter Hecktor bei 413 000 Euro. Weitere 950 000 Euro vom Ertrag gingen als Pacht für die Gebäude an die Liegenschaftsabteilung der Gesellschaft.

Die einzelnen landwirtschaftlichen Güter befinden sich rings um Berlin. Um das Jahr 1870 hatte die Stadt die Flächen im Umland gekauft, um sie als Rieselfelder für Abwässer und Vorratsflächen zu nutzen. Um 1920 stieg deren Größe auf 25 000 Hektar. Heute sind davon etwa 16 000 Hektar übrig geblieben. Auf dem größten Teil wächst Futter für die Milchkühe und deren Nachwuchs.

Geschäftsführer Hecktor nennt neben dem guten Wetter drei Punkte für den wirtschaftlichen Erfolg: eine bessere Organisation der Abläufe, die Schließung des unrentablen Gutes im nördlich Berlins gelegenen Lanke und den Abbau von 50 Arbeitsplätzen.

200 Menschen arbeiten derzeit noch auf den Stadtgütern und in der Berliner Zentrale. Bei der Gründung nach der Wende lag die Mitarbeiterzahl bei rund 4500. Allerdings gehörte dazu auch das Personal von Kantinen, Kindergärten und Sozialeinrichtungen. Mitte der neunziger Jahre musste der Berliner Steuerzahler noch fast acht Millionen Euro Verlust der Stadtgüter ausgleichen. Vor allem Abfindungszahlungen an entlassene Angestellte belasteten die Bilanz.

Heute kommt der Gewinn dem klammen Berliner Landeshaushalt zugute. Nicht nur deshalb herrscht gute Stimmung in der Chefetage der Stadtgütergesellschaft. „Wir haben gezeigt, dass Milchviehwirtschaft im Berliner Umland durchaus sehr profitabel sein kann“, sagt der Agrarexperte Torsten Reimers. „Dabei können wir als staatlicher Betrieb noch nicht einmal auf alle Beihilfen des Landes Brandenburg zurückgreifen.“ Deshalb sei er sicher, dass für den angestrebten Verkauf der südlichen Stadtgüter ein guter Preis erzielt werden kann.

Nach einem Beschluss des Abgeordnetenhauses will sich Berlin von seinem „tierischen Vermögen“ trennen. Laut Geschäftsführer Peter Hecktor gibt es vier ernsthafte Bewerber für Westeuropas größte Milchviehanlage in Großbeeren mit 2700 Milchkühen und kleinere Ställe im benachbarten Sputendorf sowie in Waßmannsdorf. Das Betriebsvermögen wird auf neun Millionen Euro geschätzt. Bis Ende 2005 soll der Verkauf über die Bühne gehen. Danach folge die Ausschreibung für den nördlichen Teil der Stadtgüter. Denn trotz der Erfolge in diesem Jahr bleibt es dabei: Berlin will alle seine Brandenburger Kühe verkaufen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false