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Brandenburg: Berlins Vorstädte wollen schnell ans Netz der S-Bahn

Velten ist bereit, Wirtschaftsstudie selbst zu zahlen. Bislang hat jedoch nur Falkensee gute Chancen.

Velten - Viele Kleinstädte am Rande Berlins wollen unbedingt die S-Bahn haben: Falkensee, Rangsdorf – und allen voran Velten. Die Gemeinde will jetzt sogar auf eigene Kosten eine Wirtschaftlichkeitsrechnung für den S-Bahn-Bau in Auftrag geben. Normalerweise zahlt das Land solche Studien. Doch in Potsdam plant man derzeit keinen S-Bahn-Anschluss für Velten und will deshalb auch kein Geld für ein Gutachten ausgeben – genauso wenig wie für die Verbindung nach Rangsdorf. Nur für Falkensee gibt es bisher ein vom Land bezahltes und positives Gutachten.

Die Gemeinde hofft seit 16 Jahren auf einen Anschluss, weil der Bund nach der Einheit versprochen hatte, das Berliner S-Bahn-Netz „im Wesentlichen“ wieder so herzustellen, wie es beim Bau der Mauer 1961 vorhanden war. Und damals fuhren die S-Bahnen nach Velten ebenso wie nach Rangsdorf oder Falkensee.

Doch während in Berlin nach der Wende umgehend damit begonnen wurde, das Netz zu sanieren und die 1961 gekappten Verbindungen ins Umland wiederherzustellen, fielen viele Orte weit hinter der Stadtgrenze aus dem Wiederaufbauprogramm. Hier behielt man sich Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen vor. Keine Renaissance gab es von Anfang an für die sogenannte Siemensbahn in Berlin, für die „Friedhofsbahn“ von Wannsee nach Stahnsdorf und für die Strecke von Zehlendorf in Berlin nach Kleinmachnow. So endet die S-Bahn, die bereits seit 1927, wenige Jahre nach Beginn der Elektrifizierung, bis Velten fuhr, in Hennigsdorf. Richtung Rangsdorf ist in Blankenfelde Endstation und Richtung Falkensee in Spandau.

Ausgerechnet Falkensee, wohin die S-Bahn erst seit 1951 fuhr, hat bisher die besten Chancen, wieder ans Netz angeschlossen zu werden. Eine Kosten-Nutzen-Analyse hat gezeigt, dass sich der Wiederaufbau der Verbindung wirtschaftlich lohnt. Doch gebaut wird noch lange nicht. Ende des vergangenen Jahres hat das Infrastrukturministerium eine neue Untersuchung veranlasst, in der weitere Varianten geprüft werden sollen.

Umstritten ist, ob der Verkehr auf der Schiene mit Regionalzügen oder der S-Bahn erfolgen soll oder einer Mischung aus beiden Systemen. Regionalzüge sind schneller im Stadtzentrum von Berlin, halten aber nicht an so vielen Bahnhöfen wie die S-Bahn. Wann das neue Gutachten vorliegen wird, ist bislang unklar.

Bei einem positiven Wert würde sich der Bund mit bis zu 60 Prozent an den Kosten des S-Bahn-Baus beteiligen. Die übrige Summe müsste Brandenburg aufbringen. Doch das Geld ist nicht vorhanden. Im Gegenteil: Weil der Bund Zuschüsse an die Länder gekürzt hat, legte Brandenburg im Dezember mehrere Regionalstrecken still und schränkte auf anderen den Betrieb ein.

Die ehemaligen S-Bahn-Städte Velten und Rangsdorf sind wie Falkensee derzeit ans Netz des Regionalverkehrs der Bahn angeschlossen. Im Infrastrukturministerium hält man das für ausreichend.

Solange es keine S-Bahn-Verbindung nach Velten gebe, müsse zumindest das Umsteigen in Hennigsdorf erleichtert werden, fordert der Berliner Fahrgastverband IGEB. In Hennigsdorf fährt die S-Bahn häufig genau dann ab, wenn der Regionalzug ankommt. Dann heißt es 20 Minuten warten auf die nächste Bahn.

Die S-Bahn kann in Hennigsdorf maximal eine Minute auf den Regionalzug warten, weil sonst der Fahrplan auf der zum großen Teil eingleisigen Strecke bis Schönholz in Berlin durcheinandergeriete. Und für einen zweigleisigen Ausbau fehlt auch hier das Geld.

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