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Bildung: Falkenseer Eltern machen Schule

Falkensee bekommt ein neues, zweites Gymnasium - doch über die Ausrichtung ist unter den Familien ein heftiger Streit entbrannt.

Von Matthias Matern

Kinder, die keine Einser-Schüler sind, haben es zurzeit schwer in Falkensee – zumindest, wenn sie auf das kommunale Gymnasium kommen wollen. Die Nachfrage ist so groß, dass sich das einzige Gymnasium dort im Berliner Umland seine Schüler aussuchen kann. „Die Schule hat den Ruf, nur solche Kinder anzunehmen, die mindestens einen Notendurchschnitt von 1,8 haben“, sagt Bürgermeister Heiko Müller (SPD). Den anderen bliebe dann nichts weiter übrig, als eine Schule in einer benachbarten Gemeinde zu besuchen. Doch auch dort wird es allmählich eng. „Wir sind derzeit nicht in der Lage, den Rechtsanspruch auf einen entsprechenden Schulplatz zu erfüllen“, räumt Müller ein.

Die Einwohnerzahl in Falkensee hat sich seit 1990 von einst 20000 auf mittlerweile rund 40000 verdoppelt. Überdies gilt vielen Eltern das Abitur als beste Option für die Zukunft ihrer Kinder. „Immer mehr Eltern drängen darauf, dass ihre Kinder auf ein Gymnasium gehen können“, sagt Bürgermeister Müller. Deshalb wird nun eifrig an einer Lösung gearbeitet. „Das Kreisgymnasium im Nachbarort Dallgow-Döberitz wird für 4,4 Millionen Euro erweitert“, sagt Roger Lewandowsky (CDU), der stellvertretende Landrat im Havelland. So gebe es mit dem in Nauen drei Gymnasien im berlinnahen Raum des Kreises. Dazu komme in Falkensee noch eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe.

Doch auch das deckt den Bedarf nicht. Deshalb haben die Falkenseer Stadtverordneten gerade erst beschlossen, im kommenden Jahr ein weiteres kommunales Gymnasium eröffnen zu wollen. Die Diskussion um Ausrichtung und einen möglichen Träger hat dabei im Vorfeld allerdings viel Ärger bereitet. Mehr als ein Jahr lang mühte sich eine Elterninitiative, Politiker und andere Eltern vom Konzept eines privaten evangelischen Gymnasiums mit musisch-kreativer Ausrichtung zu überzeugen. Als Träger sollte die Potsdamer Hoffbauer-Stiftung, die in Brandenburg unter anderem bereits vier Grundschulen und ein Gymnasium mit Internat betreibt, einspringen. „Wir waren an einem Engagement in Falkensee sehr interessiert“, sagt Jürgen Kraetzig von der Hoffbauer-Stiftung.

Vor allem mit dem Argument, eine private Schule verlange entsprechend hohes Schulgeld und fördere die Elitenbildung, machten jedoch andere Eltern gegen die Initiative mobil. Die Befürworter wiederum bemängeln die einseitige, oft naturwissenschaftliche Ausrichtung der staatlichen Schulen und das Fehlen christlichen Sendungsbewusstseins. „Die haben sich mit unserem Konzept gar nicht auseinandergesetzt“, klagt Renate Schröder von der Initiative. Enttäuscht zeigt sich auch Mitstreiter Bodo Köpp: „Damit ist unser Anliegen so gut wie gestorben.“ Nun will die Initiative in benachbarten Gemeinden für ihre Idee werben.

Nach einer Meinungsumfrage hat sich die Mehrheit der Falkenseer Eltern für eine Schule in kommunaler Trägerschaft ausgesprochen. Eine Steuerungsgruppe, zu der die Vertreter beider Seiten eingeladen sind, solle deshalb nun bis zum Sommer Vorschläge für die künftige Ausrichtung machen, sagt Bürgermeister Müller. Die Frage, ob der Schwerpunkt der Schule eher auf den Naturwissenschaften, auf modernen Sprachen oder etwa Kunst und Musik liegen soll, sei nämlich noch längst nicht entschieden. „Es gibt noch vollen Gestaltungsspielraum“, appelliert er an die Beteiligten vor dem Hintergrund, dass zumindest Köpp seine Teilnahme bereits ausgeschlossen hat.

Dem Anliegen der Elterninitiative für eine evangelische Schule stehe er zwar positiv gegenüber, sagt der Verwaltungschef, letztlich gehe es aber darum, den Bedarf aller zu decken. Zumal der Nachschub potenzieller Abiturienten in Falkensee nicht abzureißen scheint. „Wir haben insgesamt fünf Grundschulen und die platzen bereits aus allen Nähten“, sagt Heiko Müller.

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