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Brandenburg: Bis 2010 entsteht ein zweites Schiffshebewerk in Niederfinow

EBERSWALDE .Das Schiffshebewerk Niederfinow bei Eberswalde wird in den nächsten Jahren durch einen Neubau an gleicher Stelle ergänzt.

EBERSWALDE .Das Schiffshebewerk Niederfinow bei Eberswalde wird in den nächsten Jahren durch einen Neubau an gleicher Stelle ergänzt.Befürchtungen sind damit vom Tisch, das alte Bauwerk werde abgerissen.Kann das einst zu den weltgrößten Konstruktionen seiner Art gehörende Bauwerk jetzt nur Schiffe bis zu einer Länge von maximal 75 Meter Länge befördern, so sollen hier bald 110 Meter lange Europaschiffe geschleust werden.Dadurch könnte ein Schiff mit bis zu 3000 Tonnen Güter beladen werden.Jetzt sind maximal 1000 Tonnen möglich.Nach Auskunft der zuständigen Wasser- und Schiffahrtsdirektion Ost sollen bis Anfang nächsten Jahres die einzelnen Bauvarianten auf dem Papier vorliegen, um ab 2000 das Planfeststellungsverfahren zu starten.Im Jahre 2010 könnte das neue Hebewerk neben dem alten stehen.Auf rund 400 Millionen Mark werden die Baukosten geschätzt.

Mit dem jetzt bestätigten Neubau sind alle Befürchtungen von einem möglichen Abriß des zwischen 1927 und 1934 errichteten Schiffshebewerkes erledigt.Überlegungen von Planern in diese Richtung hatten Denkmalschützer, Technikliebhaber, Kommunalpolitiker und viele Einwohner der Umgebung auf die Barrikaden gerufen.Sie fürchteten den Verlust des Bauwerks, das nach wie vor zu den größten technischen Meisterleistungen und Touristenattraktionen im Umland zählt.Zehntausende Neugierige zieht es fast zu jeder Jahreszeit in den kleinen Ort Niederfinow, um hier den riesigen Schiffsfahrstuhl mit seinen schweren Stahlseilen zu beobachten oder sich selbst in einem Ausflugsboot 36 Meter in die Tiefe oder auf dem Rückweg wieder in die Höhe schleusen zu lassen.

"Wir rechen mit einer starken Zunahme des Verkehrs auf der Oder-Havel-Wasserstraße von Berlin nach Stettin", sagt Friedrich Koop, Leiter der Neubaugruppe in der Wasser- und Schiffahrtsdirektion."Die Kapazität des alten Hebewerkes reicht einfach nicht aus.Schon jetzt müssen die Kapitäne oftmals mehrere Stunden und in der Hochsaison sogar einen Tag und länger auf die Passage warten." Außerdem altere eine Stahlkonstruktion trotz aller Renovierungen.Es wachse die Gefahr der Ermüdung des Stahls.Dieser werde irgendwann spröde.Davon sieht der Laie allerdings noch nichts.Fasziniert steht er vor dem 60 Meter hohen, 27 Meter breiten und 94 Meter langen Gerüst aus 8000 Tonnen Stahl.In fünf Minuten bewegt sich der riesige Trog mit einem oder mehreren Schiffen nach oben oder unten.

Wenn die Ausflugsschiffe wegen zu geringer Nachfrage in diesen Tagen einmal nicht verkehren, lohnt dennoch der Weg an nach Niederfinow.Täglich von 9 bis 16 Uhr ist der Aufstieg zur Besucherplattform möglich, die eine herrliche Aussicht auf das Oderbruch, zur Schorfheide oder nach Oderberg bietet.In einigen Jahren bietet diese Stelle wahrscheinlich den besten Blick auf die Baustelle des neuen Hebewerkes.

Auch 1927 hatte der zunehmende Frachtverkehr auf dem damals noch Hohenzollernkanal genannten Schiffsweg zum Bau des "märkischen Jahrhundertwerkes" geführt.Gut zwei Stunden dauerte bis dahin die Überwindung des Höhenunterschiedes an dieser Stelle durch vier Schleusen.Berlin aber brauchte riesige Mengen Holz, Sand, Kies und Ziegel vom Hafen Stettin, weshalb für 27,5 Millionen Reichsmark dieser bis heute tadellos funktionierende Schiffsfahrstuhl am Kanal entstand.

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