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Ein Wolf in Brandenburg - im Wildpark Johannismühle.

© ddp

Brandenburg: Herde angegriffen - Wölfe in Werder?

Mindestens 25 Wölfe werden in Brandenburg vermutet, sie kommen aus Polen über Sachsen. Südlich von Berlin sollen sie jetzt 15 Lämmer getötet haben.

Auf mehrere hundert Meter waren die Kadaver der erst sechs Wochen alten Lämmer verstreut. Die zwischen Brück und Hackenhausen gelegene Weide sah aus, als „hätte jemand mit einer Schrotflinte um sich geschossen“, sagt Schäfer Georg Angler aus Planebruch. Fünf Lämmer hatten sich noch in die Büsche geschlagen, die anderen konnten sich nicht mehr retten. Die Tiere hatten Bisswunden an der Keule, am Rücken, am Kopf und an der Kehle. 15 waren tot, 18 verletzt. Teilweise waren sie weitgehend aufgefressen. Zumindest bei der Schadensregulierung wird das brandenburgische Landesumweltamt davon ausgehen, dass Wölfe die Tiere getötet haben, sagte Behördensprecherin Frauke Zelt. Die Untersuchungen des Falles wurden Ende der Woche abgeschlossen. „Ein kleiner Teil der Koppel an einem Wassergraben war nicht eingezäunt“, so Zelt. Von dort aus könnten die Wölfe eingedrungen sein. Hundertprozentige Sicherheit, dass es Wölfe waren, gebe es aber nicht.

Für Schäfer Georg Angler schon. Für ihn ist der Zwischenfall, der sich in der Nacht zum 10. August ereignet hatte, keine große Überraschung: Die Weidefläche befindet sich nur zwei Kilometer vom Lehniner Truppenübungsplatz entfernt. Dass dort einzelne, aus Polen über Sachsen eingewanderte Wölfe streunen, ist seit Monaten bekannt. Offenbar haben sie Nachwuchs bekommen: Ein Rentnerpaar hat in der Gegend vor einigen Wochen erstmals beobachtet, wie ein Rudel am helllichten Tage einem Reh hinterherjagte. „Denen hat keiner geglaubt“, weiß Angler. Ein Wolfsrudel besteht aus dem Elternpaar und den Nachkommen. Schäfer Angler glaubt, dass der Nachwuchs auch auf seiner Koppel randaliert hat. Sie ist zwar von einem engmaschigen Elektrozaun umgeben. Am Wassergraben hatte er aber nur ein Stromband gespannt. Inzwischen hat er die Zäune und Aggregate verstärkt.

Bis jetzt wurden im benachbarten Werder (Havel) noch keine Wölfe beobachtet, sagt Bernd Jaeneke von der Jagd- und Hegegemeinschaft Werder. „Theoretisch ist das inzwischen natürlich möglich.“ Aus Sicht des Landesumweltamtes besteht deshalb kein Grund zur Panik. Vor Menschen flüchteten die Tiere schon bei 100 Metern Entfernung. Brandenburgweit wird von etwa 25 der geschützten Tiere plus Nachwuchs ausgegangen, sagte Behördensprecherin Zelt, europaweit sind es 25 000. Einige Schäfer haben sich offenbar schon auf die Anwesenheit der Wölfe eingestellt: Im Jahr 2007 waren vier Schafs- und Ziegenrisse gemeldet worden. 2008 gab es 71 getötete Tiere. Im vorigen Jahr waren es nur noch 35.

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