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Brandenburg: Brandenburg-Preußen-Museum: Berliner Bankier leistet sich das Haus in Wustrau

Wer gedacht hatte, dass Preußen vor allem ein Land war, in dem Würste, Bier und Kanonenfutter gediehen, wird ab morgen eines Besseren beleht: In Wustrau (Ostprignitz-Ruppin) bei Neuruppin wird am heutigen Freitag ein Brandenburg-Preußen-Museum eröffnet, das auf die übliche Ansammlung von Exponaten verzichtet - wenngleich 220 Objekte ausgestellt werden. Doch diese sind vor allem Bestandteile eines "historischen Lehrpfades".

Wer gedacht hatte, dass Preußen vor allem ein Land war, in dem Würste, Bier und Kanonenfutter gediehen, wird ab morgen eines Besseren beleht: In Wustrau (Ostprignitz-Ruppin) bei Neuruppin wird am heutigen Freitag ein Brandenburg-Preußen-Museum eröffnet, das auf die übliche Ansammlung von Exponaten verzichtet - wenngleich 220 Objekte ausgestellt werden. Doch diese sind vor allem Bestandteile eines "historischen Lehrpfades". Inhaber des privat finanzierten Hauses ist der ehemalige Berliner Bankier Ehrhardt Bödecker. Seine Ausstellung führt durch die 500-jährige Geschichte Brandenburg-Preußens unter dem Herrschergeschlecht der Hohenzollern bis 1918. Geschichtliche Vorkenntnisse sollen zum Verständnis der Ausstellung nicht notwendig sein.

Die Konzeption hat Bödecker erarbeitet. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Preußen. Er wollte, so heißt es in den Unterlagen des Museums, "nicht Gefahr laufen, dass seine historischen Vorstellungen durch Kommissionen von so genannten Fachleuten unkenntlich werden". Mit dem Museum habe sich der 75-jährige Preußenfan, Gründer der privaten Weberbank in Berlin, einen Lebenstraum erfüllt. Die Kosten des Museumsneubaus und der Einrichtung wurden mit 6,7 Millionen Mark angegeben. Der zweistöckige Klinkerbau - verziert mit handgestrichenen Ziegeln - bietet eine Ausstellungsfläche von 350 Quadratmetern. Vor der heutigen Eröffnung lag eine vierjährige Vorbereitungszeit. Die bisherige Pressearbeit für das Museum betrieb Ulrike von Möllendorff, die ehemalige "heute"-Nachrichtensprecherin und "Abendschau"-Moderatorin. Die 61-jährige Berlinerin stammt aus einem alten preußischen Adelsgeschlecht.

Als Sitz des Museums wählte Bödecker bewusst das einstige Gut des legendären Husarengenerals Friedrichs des Großen, Hans Joachim von Zieten (1699-1786) aus. Den "Lehrpfad" gestaltete der Museumsliebhaber in Zusammenarbeit mit dem Berliner Atelier Bernhard Göbel. Gezeigt werden hier die Höhepunkte der brandenburgisch-preußischen Geschichte aus Bödeckers Sicht. Das Chaos und die Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg werden mit Blick auf Brandenburg herausgestellt.

Zur Sammlung gehören den Angaben zufolge Originalstücke wie ein Türkensäbel, den Husarengeneral Zieten von Friedrich als Geschenk erhielt, ein österreichisches Perkussionsgewehr und ein preußisches Zündnadelgewehr. Letztere gehören zur Darstellung des Krieges Österreich gegen Preußen 1866. Im Besitz des Museums befindet sich auch ein Exemplar des "Hexenhammers" aus dem 16. Jahrhundert - ein Anleitungsbuch für gräßliche Torturen. Eine Erstausgabe des "Allgemeinen Landrechts für die Preußischen Staaten" und Regimentsfahnen aus dem Krieg 1870/71 sind ebenfalls zu sehen. Eine Galerie zeigt Kopien von - zeitgenössisch gerahmten - Porträts der brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige. Eisenbahnliebhaber können sich an einer Modelleisenbahn erfreuen, die extra für das Museum angefertigt wurde. Den Besuchern soll so gezeigt werden, dass 1866 zum ersten Mal Truppen mit der Eisenbahn an die Front gebracht wurden.

Wustrau gehört zu den schönen Brandenburger Dörfern, die Theodor Fontane in seinen "Wanderungen durch die Mark" beschrieb. Zum Teil sind Fontanes Betrachtungen auch heute noch nachvollziehbar: Schloss, Kirche, Pfarrhaus und Gesindehäuser konnten in Wustrau erhalten werden. Das berühmte Denkmal von Zieten - ursprünglich 1794 von Gottfried Schadow für den Wilhelmplatz in Berlin errichtet - steht gleich neben dem neuen Museum.

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