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Brandenburg: Brandenburg schlägt Berlin im Schultest

Vergleich von sieben SPD-regierten Bundesländern. Viertklässler in Mathematik und Deutsch geprüft

Potsdam/Berlin Die Grundschüler in Berlin und Bremen haben bei einem Schulvergleichstest von SPD-geführten Bundesländern am schlechtesten abgeschnitten. In den Fächern Deutsch und Mathematik ganz vorne liegen die Viertklässler in Mecklenburg-Vorpommern, gefolgt von Schleswig-Holstein. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler der Universität Koblenz-Landau, die den Vergleichstest „Vera“ (Vergleichs-Arbeiten) von sieben SPD-Ländern wissenschaftlich begleitet und ausgewertet hatten.

In Berlin wurden die Ergebnisse von 421 Schulen gewertet; hier machten 20 206 Kinder in 1050 Klassen nach Beginn der vierten Klassenstufe bei den Tests in Deutsch und Mathematik mit. Aus Brandenburg flossen die Ergebnisse von 2222 Mädchen und Jungen an 73 Schulen ein. Beurteilt wurden Orthographie, Schreiben und Lesen. Auch Kenntnisse in Geometrie und Arithmetik wurden geprüft. Dass Berlin so schlecht abschnitt, liegt auch am hohen Anteil nicht-deutscher Schüler in der Stadt: Beim Ranking spiele der Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund eine große Rolle, schreiben die Forscher. „Je höher in einer Klasse der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Deutsch als nicht dominanter Sprache, desto niedriger ist im allgemeinen des Leistungsniveau.“ Hinweise dafür hatten auch schon die beiden Pisa-Studien geboten. In Berlin und Bremen nahmen verhältnismäßig viele Schulen in sozialen Brennpunkten teil.

Brandenburgs Schulen, die bei der Pisa-Studie noch bundesweit am schlechtesten abschnitten, holten beim Vera-Test auf. Märkische Grundschüler absolvierten den Vergleich nicht schlechter als Altersgenossen in Ländern wie Nordrhein–Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. „Wir fallen nicht mehr ab. Das zeigt, dass wir mit unserer Qualitätsoffensive auf dem richtigen Weg sind“, sagte Bildungsminister Holger Rupprecht (parteilos) in Potsdam. Die Ergebnisse der geprüften Grundschüler lägen im Länderdurchschnitt. Rupprecht zeigte sich „zwar zufrieden, aber nicht sehr zufrieden.“

Der Studie zufolge haben märkische Grundschüler Nachholbedarf im so genannten Sachrechnen, also dem Lösen mathematischer Textaufgaben, was sich auch in den höheren Klassen nicht mehr bessert, wie die Pisa-Studie zeigte. Laut Vera-Test besitzen fast 46 Prozent der Grundschüler hier nur minimale Kompetenzen. Zum anderen kann fast jeder dritte Schüler nicht gut lesen und versteht allenfalls einfache Texte.

Deutlicher besser schnitten die Schüler ab, wenn es ums Addieren, Subtrahieren oder Einmaleins geht. Auch das Diktateschreiben fällt ihnen relativ leicht. Doch nur elf Prozent beherrschen lediglich die orthografischen Grundregeln. Rupprechts Schlussfolgerung: „Allein mehr Unterricht reicht nicht aus. Vielmehr muss der Unterricht moderner und problemorientierter werden.“ Trotzdem zeigt die 1999 von der großen Koalition eingeleitete Bildungsoffensive offenbar Wirkung. Unter Rupprechts Vorgänger Steffen Reiche (SPD) war der Deutsch- und Matheunterricht an den Grundschulen ausgeweitet worden, seitdem werden mehr Stunden in diesen Fächern unterrichtet. Schon bei einem länderübergreifenden Test hätten Zweitklässler im Vergleich mit Bayern im vorigen Jahr nicht schlechter abgeschnitten, sagte Hans-Jürgen Kuhn, Experte im Bildungsministerium.

Bei Vera mussten im November 2004 insgesamt 267914 Grundschüler aus 13169 vierten Klassen aus Berlin, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein zentral vorgegebene Aufgaben lösen.Die relativ schlechtesten Ergebnisse wurden im Bereich Sachrechnen (Textaufgaben ermittelt. Rund 40 Prozent der Schüler haben nach Aussage der Wissenschaftler in diesem Bereich einen Förderbedarf.Die Aufgaben aus dem Bereich Geometrie und Arithmetik wurden dagegen deutlich besser gelöst. Relativ gut fielen die Ergebnisse im Bereichin der Rechtschreibung ausHier erreichten rund neun von zehn Schülern sehr gute bis durchschnittliche Leistungen. Der Vergleichstest „Vera“ soll künftig jährlich durchgeführt werden.Ende Jedoch waren die deutschen Spitzenreiter der Pisa-Studie wie Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen bei Vera nicht dabei. Tsp/APAn dem Vera-Test hatten sieben Bundesländer teilgenommen. Die Eltern der Schüler, die den Vera-Test geschrieben haben, bekommen demnächst Post: In dem Brief wird nicht nur das Vera-Ergebnis ihres Kindes, sondern auch das der Schule im Vergleich zum Landesergebnis stehen. Bei Problemschulen erwartet das Ministerium, dass Eltern sich kritisch nach den Ursachen erkundigen werden – was nur gut tun kann.Thorsten MetznerSchönefeld - Die Deutsche Lufthansa investiert über 50 Millionen Euro in die Erweiterung ihres Trainingszentrums in Schönefeld. Gestern wurde dort der zehnte Flugsimulator für die Pilotenausbildung in Betrieb genommen. Für zwei weitere, die in Kürze bestellt werden, wird eine neue Halle gebaut. Die Voraussetzungen für eine weitere Expansion sind ebenfalls geschaffen.

Der Ausbau des Flughafens zum Berlin Brandenburg International Airport (BBI) sei ein wichtiger Katalysator dafür, sagte Norbert Wechsel gestern, der Geschäftsführer der Lufthansa Flight Training Berlin GmbH. Rund 80 Prozent der etwa 42000 Piloten, die jetzt schon jährlich zum Training nach Schönefeld kommen, stammen nicht aus dem Lufthansa-Konzern, sie repräsentieren 76 Luftverkehrsgesellschaften aus aller Welt, sagte Wechsel. Der Einfluss auf die örtliche Wirtschaft sei erheblich. So würden die Piloten jährlich rund 50000 Nächte in den Hotels der Region verbringen und als gut verdienende Besucher viel Geld in den Geschäften und Gaststätten ausgeben. Und sie kehren als „Botschafter“ für Berlin und Brandenburg in ihre Heimatländer zurück, so der Lufthansa-Vorstandsbevollmächtigte Thomas Kropp.

Der neue, rund 15 Millionen teure Simulator ist bereits der Zweite für das Boeing-Modell 737 Next Generation. Hauptkunden werden hier neben Air Berlin, Hapag-Lloyd und Austrian Airlines mehrere chinesische Fluglinien sein. Jedes Trainingsgerät ist an sieben Tagen rund um die Uhr im Einsatz, nur zu Weihnachten wird das Zentrum für zwei Tage geschlossen. Die Simulatoren sind originalgetreue Cockpits, die sich auf mehreren Achsen bewegen, um ein realistisches Fluggefühl zu erzeugen. Durch den Einbau neuer Sichtsimulationssysteme zum Stückpreis von einer Million Euro wirkt die Landschaft, die auf die Cockpitfenster projiziert wird, noch natürlicher. In den Simulatoren müssen alle Verkehrspiloten zwei- bis dreimal pro Jahr in jeweils vier „Flugstunden“ unter Beweis stellen, dass sie Notfälle bewältigen können.

Noch in diesem Monat wird die endgültige Bestätigung des Lufthansa-Vorstandes für die Bestellung von zwei weiteren Simulatoren im Gesamtwert von rund 30 Millionen Euro erwartet. In Schönefeld wird dann Europas erstes Trainingsgerät für die neue brasilianische Regionaljet-Familie Embraer 170/190 stehen. Außerdem soll in Kooperation mit Airbus ein zweiter Simulator für den Mittelstreckenjet A320 beschafft werden, der dann auch dem Werkstraining der Air Berlin-Piloten dient. In der neuen Halle, die auch einen Büro- und Kantinentrakt erhält, wird noch Platz für zwei zusätzliche Simulatoren sein.

Ein Nachbargrundstück, auf dem ein weiteres Gebäude für bis zu elf Trainingsgeräte entstehen könnte, wurde bereits erworben. Geplant ist ferner, das Angebot um Sicherheitskurse für Piloten und Kabinenpersonal zu erweitern. Zu diesem Zweck soll auch der bisher in Frankfurt stehende Kabinensimulator der Lufthansa nach Schönefeld verlegt werden. An ihm haben bereits auch viele Filmproduktionen Interesse gezeigt, so Firmensprecher Wolfgang Weber.

Nachdem ein Simulator für den Airbus A340 bereits in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität betrieben wird, gibt es jetzt auch eine Kooperation mit der Technischen Fachhochschule Wildau. Die Teilnehmer des neuen Studienganges Luftfahrtlogistik werden künftig in Schönefeld mit dem Flugzeug vertraut gemacht. Restkapazitäten können Luftfahrt-Fans übrigens für den persönlichen Fun-Flug zum Preis von 435 Euro pro Stunde buchen.Die Zahl der Mitarbeiter im Trainingszentrum soll von 80 auf über 100 erhöht werden. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten in den zwei Dutzend Berliner Konzerngesellschaften, die seit 1990 entstanden sind, im vergangenen Jahr um 200 auf 4800, sagte der Lufthansa-Vorstandsbevollmächtigte Thomas Kropp.

Die Hauptstadtregion spiele für die Lufthansa eine wichtige Rolle und man werde alles tun, um den politischen und wirtschaftlichen Prozess zur Errichtung des BBI zu begleiten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte die Lufthansa vergangene Woche kritisiert, weil sie sich nicht um Flugverbindungen von Berlin auf andere Kontinente kümmere.Der neue Airport sei „eine Zukunftsvision, die wir teilen“, sagte Thomas Kropp. Die geforderten Langstreckenverbindungen seien ein „Mittelfristprojekt“„Eine große nationale Fluggesellschaft muss auch was für die Hauptstadt tun“, sagte Wowereit gestern auf der Klausurtagung der SPD-Abgeordnetenhausfraktion in Radebeul. .

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