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Brandenburg: Brandenburg wird nie so reich wie der Westen

Forscher der Deutschen Bank dämpfen die Erwartung auf steigenden Wohlstand und empfehlen Investitionen in Bildung statt Straßen

Potsdam - Brandenburg sollte vorrangig in Bildung, Wissenschaft und den Mittelstand investieren – statt in Straßen oder neue Gewerbegebiete. Diese Empfehlung geben jetzt Wirtschaftsexperten der Deutschen Bank. „Es ist fraglich, ob Brandenburg noch einen hohen Bedarf an Infrastrukturinvestitionen aufweist“, heißt es in einer Studie der Forschungsabteilung der Bank, die am Freitag auf einer Tagung über die wirtschaftlichen Perspektiven Brandenburgs in Potsdam vorgestellt wurde.

Die Experten begrüßen danach ausdrücklich den von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) eingeleiteten Kurswechsel in der Förder- und Finanzpolitik, die im Unterschied zur Stolpe-Ära vor allem auf Wissenschaft, Bildung, den Mittelstand, ausgewählte Wachstumsbranchen und das dynamische Berliner Umland konzentriert werden soll. Gleichwohl mahnte Klaus Deutsch von der Deutschen Bank Research, sich konsequenter auf den wegen der demografischen Entwicklung absehbaren Fachkräftemangel im Land einzustellen. Nach einer Studie werden schon 2015 in Brandenburg rund 200 000 Fachkräfte fehlen. In der Bildungspolitik dürfe deshalb „kein Kind zurückgelassen werden“, sagte Deutsch. Zudem werde Brandenburg stärker „Frauen, junge Leute und ältere Arbeitnehmer“ für den Arbeitsmarkt mobilisieren müssen. Denn Bevölkerungsrückgang und Fachkräftemangel seien auf Dauer eine objektive Wachstumsbremse für Brandenburg und Ostdeutschland allgemein. Um Fachkräfte zu halten, werden die Firmen bald höhere Löhne zahlen müssen. So dass sich das geringe Lohnniveau – bislang ein Standortvorteil Brandenburgs – nicht halten lasse werde.

Grundsätzlich sehen die Deutsch-Banker zwar erhebliche Chancen und Potenziale für Brandenburg, etwa in Branchen wie Luft- und Raumfahrt, Verkehrstechnik, Gesundheitswirtschaft, Biotechnologie, aber auch Dienstleistungsbranchen wie Medien und Tourismus. Trotzdem müssten sich Brandenburg und die übrigen neuen Bundesländer darauf einstellen, dass sie auch mittelfristig keine Chance haben, das Wohlstandsniveau Westdeutschlands zu erreichen. „Der Abstand zwischen Ost und West wird sich demografisch bedingt sogar weiter erhöhen“, heißt es in der Studie. Ostdeutschland drohe bis 2050 auf das Niveau von Mitte der 90er Jahre zurückzufallen.

Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) nannte einige der Prognosen zwar „zu düster“ und demotivierend. Trotzdem ließ auch Platzeck keinen Zweifel daran, dass man sich in Ostdeutschland von Träumen verabschieden müsse, dass der Lebensstandard weiter wächst. Ziel sei es, den Wohlstand einigermaßen zu halten, sagte Platzeck – „um mehr geht es nicht mehr“.

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