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Brandenburg: Brandenburger Wälder: Aus Landesforst wird Privatwald

Dem Spaziergänger können die Eigentumsverhältnisse im Wald egal sein. Es gibt keine Zäune, keine Schilder und kaum Unterschiede zwischen Privat- und Staatsbesitz.

Dem Spaziergänger können die Eigentumsverhältnisse im Wald egal sein. Es gibt keine Zäune, keine Schilder und kaum Unterschiede zwischen Privat- und Staatsbesitz. Die Förster sind laut Waldgesetz ohnehin für alle Flächen zuständig. So fielen die drastischen Veränderungen in den Grundbüchern für die Waldflächen kaum auf: Gerade ein Viertel des 1990 fast vollständig im Volkseigentum befindlichen Brandenburger Waldes mit rund einer Million Hektar Fläche ist heute noch Landesbesitz, 65 Prozent sind Privat- und Kommunalwald, der Rest gehört der Treuhand-Nachfolgerin BVVG (Bodenverwertungs- und verwaltungsgesellschaft).

Davon wechseln jetzt 17 500 Hektar von der Bundes- in die Landeshoheit. Umweltminister Wolfgang Birthler (SPD) will davon nur 4500 Hektar der Landesforstverwaltung übergeben. Anerkannte Verbände wie Greenpeace oder der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sollen die übrigen 13 000 Hektar übernehmen.

Was dem Ausflügler oder Pilzsammler nur am Rande auffällt, spüren die staatlich bezahlten Waldarbeiter unmittelbar. Von 12 000 Beschäftigten 1990 ist deren Zahl auf 3000 zurückgegangen. Bis 2005 müssen weitere 952 Angestellte ihren Dienst quittieren. So sieht es der Beschluss der Landesregierung vor, die insgesamt 8500 öffentlich bezahlte Stellen im Land abbauen will. "Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben", versichert Oberlandforstmeister Friedhelm Hennig. Wo Altersteilzeit und Vorruhestand nicht ausreichen, würden neue Beschäftigungen außerhalb der Forstverwaltung gesucht. Dazu gehörten bislang die Munitionsentsorgung und Arbeiten im Nationalpark Unteres Odertal.

Experten plädieren für einen stärkeren Holzeinschlag in den Brandenburger Wäldern. "Lediglich 56 Prozent des nutzbaren Potenzials wird für die Bauindustrie oder für Kraftwerke genutzt", sagt Klaus Höppner, Leiter der Landesforstanstalt Eberswalde. "Über eine Million Kubikmeter Festmeter könnten wir problemlos gewinnen und damit einschließlich der Arbeitsplätze in Sägewerken rund 5000 Arbeitsplätze schaffen". Nur ein Prozent der durchschnittlichen Energieproduktion in Deutschland entfalle auf Holz. In Bayern seien es schon fünf und in Österreich sogar neun Prozent. "Brandenburg mit seinem Waldreichtum könnte hier viel stärker ins Gewicht fallen", meint Höppner. Vor allem Kleinwaldbesitzer könnten sich durch die Versorgung eines Kleinkraftwerkes eine erträgliche Einkommensquelle sichern.

Mit seinem inzwischen nur noch 25-prozentigen Staatswaldanteil rutschte Brandenburg sogar unter den bundesdeutschen Durchschnitt, der bei rund 30 Prozent liegt. Hessen und Nordrhein-Westfalen besitzen 40 Prozent des Landesbodens.

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