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Brandenburg: Bürgermeister von Brandenburg/Havel verliert sein Amt Stadtverordnete wählen Norbert Langerwisch ab Hoffnung auf Neuanfang in der Stadt

Brandenburgs SPD-Bürgermeister und Baubeigeordneter Norbert Langerwisch verliert wegen der Filz-Affäre um seine Kontakte zum Drogendealer Dirk R. seinen Rathausposten.

Brandenburgs SPD-Bürgermeister und Baubeigeordneter Norbert Langerwisch verliert wegen der Filz-Affäre um seine Kontakte zum Drogendealer Dirk R. seinen Rathausposten. Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU) setzte am Mittwoch im Stadtparlament der Havelstadt die Abwahl ihres Stellvertreters mit dem denkbar knappsten Ergebnis durch. Für den Antrag votierten in geheimer Abstimmung 32 Stadtverordnete, dagegen stimmten 10 bei zwei Enthaltungen. Damit wurde die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit exakt erreicht.

Nach der Abstimmung rief Tiemann die Parteien der Stadt auf, einen Schlussstrich unter die Auseinandersetzungen der letzten Monate zu ziehen. Diese hätten nicht nur zu einem „Imageschaden für die Stadt, sondern auch zu einer Verunsicherung und Verängstigung der Bevölkerung“ geführt. Jetzt gebe es die Chance für einen „Neuanfang“. Tiemann bot der SPD das Vorschlagsrecht für den Posten an, den sie zügig neu besetzen will.

Als die Stadtverordnetenvorsteherin Anke Nitsch (SPD) Langerwischs Abwahl verkündete, blieb es still im Raum – keine Buh-Rufe, kein Jubel, auch nicht in der CDU-Fraktion, obwohl dort die Angst vor einem Scheitern Tiemanns in den letzten Tagen gewachsen war. Deshalb erschien im Rollstuhl selbst CDU-Fraktionschef Walter Paschen, der vorigen Freitag einen Schlaganfall erlitten hatte. Wie es in der CDU hieß, habe er die Aufregung um das Thema nicht verkraftet. Nach mehreren Morddrohungen war Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann unter Polizeischutz gestellt worden. Die Besucher der Stadtverordnetenversammlung wurden gestern streng kontrolliert.

Der abgewählte Norbert Langerwisch hatte wohl geahnt, dass er sein Amt verlieren würde. Er befand sich im Urlaub an der Ostsee, als ihn die Nachricht erreichte. Erleichtert sei er, „dass die Hängepartie zu Ende ist“, sagte er dem Tagesspiegel. Tiemann habe ihr Ziel erreicht, er selbst wolle sich jetzt „neu sortieren“. Als Ruheständler erhält Langerwisch 75 Prozent seiner Bezüge bis 2008. Wie Tiemann vermied Langerwisch gestern, neues Öl ins Feuer zu gießen. „Ich hoffe, dass die Stadt wieder zur Ruhe kommt.“

Daran wird in beiden Lagern gezweifelt. In der Union ist die Sorge groß, dass Oberbürgermeisterin Tiemann nun gezielt demontiert wird. Tiemann hatte die Abwahl ihres Stellvertreters damit begründet, dass Langerwisch die Brandenburger über seine Kontakte zur stadtbekannten Halbweltgröße Dirk R. belogen habe. Langerwisch hatte R. dem Landeskriminalamt als V-Mann angedient, R. seinerseits half Langerwisch mit besonderen Mitteln im Wahlkampf. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder hat R. damals Komplizen mit einer Bombendrohung gegen eine CDU-Wahlparty und mit einem Farbbeutelanschlag beauftragt, bei dem die Firmenzentrale der Tiemanns massiv verunstaltet worden war.

Offenbar war auch für einige Genossen Langerwischs dessen Verbleib im Rathaus nicht mehr vorstellbar. Die gestrige Abwahl lässt sich, so Kenner der lokalen Verhältnisse, nur durch einige SPD-Stimmen erklären. Auch PDS-Fraktionschef Alfredo Förster sagt: Die „Königsmörder“ kamen aus den Reihen der SPD.

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