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Brandenburg: Bürgermeisterwahl im Schatten der XY-Mafia Stimmabgabe in Neuruppin wird vom größten Korruptionsskandal Brandenburgs überschattet

Neuruppin - Viele Bürger beteiligten sich gestern an der Wahl eines neuen Bürgermeisters für Neuruppin. Sowohl das Rathaus der 80 Kilometer nordöstlich Berlins gelegenen Stadt als auch Wahllokale in den zahlreichen Ortsteilen meldeten am Nachmittag „guten Besuch“.

Neuruppin - Viele Bürger beteiligten sich gestern an der Wahl eines neuen Bürgermeisters für Neuruppin. Sowohl das Rathaus der 80 Kilometer nordöstlich Berlins gelegenen Stadt als auch Wahllokale in den zahlreichen Ortsteilen meldeten am Nachmittag „guten Besuch“. Die Wahl war notwendig geworden, weil der bisherige Amtsinhaber Otto Theel von der PDS seit Herbst 2004 als Abgeordneter im brandenburgischen Landtag sitzt. Er hatte Neuruppin elf Jahre lang regiert.

Kurz vor seinem Rückzug aus der Stadt Fontanes war der größte Brandenburger Korruptionsskandal bekannt geworden. Eine kriminelle Vereinigung – nach der Buchstabenkombination auf den Autokennzeichen der Drahtzieher „XY-Bande“ genannt – soll jahrelang beträchtliche Gewinne mit Drogenhandel, Menschenschmuggel, illegalem Glücksspiel und Bestechung gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 100 Verdächtige aus der Stadt. Acht Personen sitzen in Untersuchungshaft. Bis in die Stadtverwaltung und die Polizei reichte nach bisherigen Erkenntnissen der Einfluss der Mafia-Bande. Ein Ergebnis des Skandals zeigte sich gestern auf den Stimmzetteln. Die Wähler konnten sich nur zwischen PDS, SPD und einem unabhängigen Kandidaten entscheiden. Wegen völliger Zerstrittenheit verzichtete die CDU auf einen Kandidaten. Der ehemalige Stadtverordnete Olaf K., der für die Christdemokraten den Vorsitz im entscheidenden Haupt- und Finanzausschuss des Parlaments besetzte, gilt als Bandenchef. Gegen ihn und seinen Kumpanen soll der Prozess in den nächsten Wochen eröffnet werden.

Zwischen den drei Kandidaten wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet. Die PDS wirbt mit Kerstin Kroll um Stimmen. Die Mutter von fünf Kindern und Sozialarbeiterin sitzt nach der Pleite eines Möbelladens auf einem Schuldenberg. Die SPD tritt mit dem Bundestagsabgeordneten Ernst Bahr an. Die größten Chancen werden aber dem parteilosen Hotelier Jens-Peter Golde eingeräumt. Er war 1993 als Wirtschaftsdezernent abgewählt worden. Als Chef der Initiative „Pro Heide“ kämpft Golde gegen das von der Bundeswehr geplante Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe lagen noch keine Ergebnisse vor.

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