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Brandenburg: Bundesgartenschau: Der Kanzler kommt, die Tulpen warten

Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag die Bundesgartenschau (Buga) eröffnet, wird er nicht nur von Politprominenz umgeben sein. Sondern auch von rund 110 000 wartenden Blumenzwiebeln.

Wenn Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag die Bundesgartenschau (Buga) eröffnet, wird er nicht nur von Politprominenz umgeben sein. Sondern auch von rund 110 000 wartenden Blumenzwiebeln. Die stecken schon seit dem vergangenen Herbst in der Erde - und warten auf den Frühling.

"Die Tulpen sind zwar schon raus, aber wegen der Kälte blühen sie noch nicht", hieß es gestern bei den Organisatoren der Buga. Allerdings solle niemand glauben, der Buga-Park sei zur Eröffnung noch eine kahle Winterlandschaft.

Diplomgärtnerin Herta Simon von der Buga GmbH hatte zuvor gesagt: "Wir müssen uns wohl mit den bunten Bändern aus Stiefmütterchen oder Goldglanz begnügen." Der grüne Schimmer an den Sträuchern fehle aber. Auch Tulpen und Narzissen blühten noch nicht. Simon rechnet damit, dass in etwa zwei bis drei Wochen die volle Farbenpracht der Frühjahrsblüher zu bewundern sein wird. "Viele Pflanzen sind in der Knospe und können sich bei Sonne binnen Stunden oder Tagen öffnen." Grafik: Kulissen der Bundesgartenschau Meteorologe Detlef Schulz vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam weiß das anhaltende Schmuddelwetter durchaus zu würdigen: "Was jetzt schon blüht, das hält sich bei diesen Temperaturen richtig gut." Um den Wassernachschub für die nächsten Tage macht sich der Meteorologe auch keine Sorgen; mit Sonne rechnet er frühestens zum Wochenende. Von der Nacht zum Donnerstag an erwartet Schulz allerdings Bodenfrost. "Der macht Stiefmütterchen oder Hyazinthen aber nicht kaputt."

Erst in den vergangenen Tagen wurden etwa 185 000 Frühlingsblumen wie Primeln ausgepflanzt, die zuvor in Gewächshäusern zur Blüte gebracht worden sind. Spätestens Mitte Mai soll sich der Buga-Park auch dank der mehr als 100 Tulpenarten in ein wogendes Blütenmeer verwandelt haben. Ende Mai soll die Frühlingspracht dann in einer großen Umpflanzaktion gegen Sommerblumen ausgetauscht werden.

Die Blumen und Besucher des Buga-Parkes werden von insgesamt 78 Polizeibeamten bewacht. Das Potsdamer Polizeipräsidium hat sie aus verschiedenen Schutzbereichen für die Dauer der Gartenschau abgezogen. Polizeipräsident Detlef von Schwerin sagte, die Beamten hätten eigens eine Wache am Haupteingang des Parkes eingerichtet. Nach Angaben des Polizeipräsidenten werden sich seine Beamten vor allem um Taschendiebe, die Verkehrsregelung rund um den Park sowie die Suche nach verloren gegangenen Kindern bzw. deren Eltern kümmern. Aktionen von organisierten "Gegenkräften", etwa aus der Potsdamer links-autonomen Szene, befürchtet von Schwerin nicht. Allerdings sei Vandalismus von Einzelnen denkbar.

Die Polizei sorgt auf der Buga nicht nur für Ordnung, sondern auch für Unterhaltung: Insgesamt acht Mal soll das Landespolizeiorchester auf der Gartenschau auftreten. Rechtzeitig zur Eröffnung bringt es auch seine neue CD namens "QuerBeet" auf den Markt. Die gute Stimmung auf der Buga wird aber nicht allein Sache der musizierenden Polizisten sein: An allen 170 Tagen wird den Besuchern Kultur geboten. Insgesamt sollen es mehr als 2000 Veranstaltungen sein - von Konzerten über Varieté bis zu Städte- oder Ländertagen.

Gestern nahmen Potsdams Oberbürgermeister Matthias Platzeck und Ulrich Mehlmann vom brandenburgischen Verkehrsministerium die "Zentrale des Verkehrssystem-Managements" in Betrieb. Vier Tage vor Eröffnung der Bundesgartenschau sind damit wichtige Voraussetzungen geschaffen, mit den erwarteten höheren Verkehrsströmen von täglich 6000 Fahrzeugen fertig zu werden. Am Donnerstag sollen alle Systeme an den Zentralrechner angeschlossen werden, so dass insbesondere der Verkehr aus und in Richtung Berlin reibungslos abgewickelt werden kann. "Schon vom Berliner Ring aus wird der Verkehr so gelenkt, dass kein Stau entsteht", erklärt der Potsdamer Verkehrsexperte Raik Becker. Auf der B 273 und der A 115 sorgen Wechselverkehrszeichen für eine Kanalisierung auf "freie Verkehrsstraßen".

Dreh- und Angelpunkt des Verkehrsmanagements sind ein ausgeklügeltes Sensoren- und Informationssystem und dessen rechnergestützte Verarbeitung in der Zentrale, die sich in einem kellerartigen Raum in der Hegelallee befindet. Dazu kommen ein Baustellenmanagement bei der Verkehrsbehörde in der Puschkinallee und ein heißer Draht zur Landesmeldestelle. Von dort aus gehen alle aktuellen Verkehrsmeldungen an die Medien. "Ohne Verkehrsdatenerfassung geht funktioniert das Ganze nicht", sagt Becker und erwähnt zwanzig Messstellen innerhalb und außerhalb der Stadt, in die Fahrbahn eingebrachte Induktionsschleifen und Infrarotdetektoren an wichtigen Ampelanlagen. Über Anzeigetafeln an den Ortseingängen erfährt der Kraftfahrer, ob und wo ihn Behinderungen erwarten. Besonderes Augenmerk richteten die Verkehrsexperten auf den Nordbereich der Stadt, wo sich das Buga-Gelände befindet. Hier gibt es eine verbesserte verkehrsabhängige Ampelsteuerung - und Hinweise zu Parkplätzen und Baustellen.

Bis zum 7. Oktober erwarten die Veranstalter der Bundesgartenschau, die gut 310 Millionen Mark gekostet hat, rund 2,5 Millionen Besucher, davon etwa fünf bis zehn Prozent aus dem Ausland. Für Besucher aus Berlin empfiehlt sich die Anreise mit der S-Bahn zum Potsdamer Hauptbahnhof. Von dort fährt die Straßenbahnlinie 90 direkt ins Buga-Gelände.

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