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Brandenburg: Cargolift in die Tropen

ANGEMARKT über die heiße Luft Brandenburgs Also taugt die riesige Cargolifter-Halle doch nur noch für die sprichwörtliche heiße Luft. Bei durchschnittlich 30 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit wird den Besuchern hier schon im nächsten Jahr eine tropische Traumwelt geboten.

ANGEMARKT

über

die heiße Luft Brandenburgs

Also taugt die riesige Cargolifter-Halle doch nur noch für die sprichwörtliche heiße Luft. Bei durchschnittlich 30 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit wird den Besuchern hier schon im nächsten Jahr eine tropische Traumwelt geboten. Mit Dschungel, Sandstrand, blauem Wasser und Blütenpracht wollen malaysische und britische Konzerne drei Millionen Besucher zwischen Januar und Dezember auf das südlich Berlins gelegene Gelände locken.

Nun sind solche Zahlen zwar immer mit Skepsis zu betrachten. Denn niemand weiß, ob sich tatsächlich solche Massen einen Ausflug ins märkische Niemandsland und einen Eintritt zwischen 30 und 40 Euro leisten können. Aber offensichtlich haben die neuen Interessenten der Halle, die am 15. Juli den Kaufvertrag unterzeichnen wollen, besser gerechnet als ihre Vorgänger. Dabei hatten sich diese ihr Geld ebenfalls mit viel heißer Luft aus den Taschen der Steuerzahler und der Aktionäre geholt. Mit ihren Videos, Modellen und kleinen Probe-Luftschiffen landete die Spitze der Cargolifter AG einen ungeahnten Erfolg. Nicht nur 72 000 Aktionäre öffneten für die Idee großer Zeppeline ihre Geldbörse, sondern auch Brandenburger Landesbehörden stimmten in den Jubelchor ein. Der damalige Ministerpräsident und heutige Verkehrsminister Stolpe hatte die Tonlage vorgegeben. Auch er fiel auf die technisch sicher machbare Idee herein, die aber viele Millionen Euro aus dem Staatssäckel gekostet hätte. So gleicht die Cargolifter-Idee dem Debakel um den Transrapid: Faszinierende Technik, aber zumindest in Deutschland nicht finanzierbar.

Doch im Unterschied zur Magnetschnellbahn kam das Stoppzeichen für den Cargolifter zu spät. Die 78 Millionen Euro teure Halle, die der Steuerzahler zur Hälfte finanzierte, steht seit November 2000 und kostet monatlich 300 000 Euro Unterhalt. Vor dieser Summe – vor allem Energie, Versicherung und Bewachung – schreckte bislang jeder Interessent zurück. So brachte der Insolvenzverwalter der vor einem Jahr Pleite gegangenen Cargolifter AG Mitte März die Idee vom Abriss der Halle ins Gespräch. Ihm fehlte schlichtweg das Geld für dieses Monstrum, in dem Reichstag zwei Mal Platz finden würde.

Vor diesem Hintergrund wird klar, warum der Insolvenzverwalter den Deal mit den Tropenland-Erbauern als Erfolg verkauft. Die Halle scheint zunächst gerettet zu sein. Sie bleibt Brandenburg erhalten – als ein Symbol gescheiterter Ideen und einer Traumwelt in heißer Luft.

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