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Brandenburg: Cargolifter: Halle droht der Abriss

Politiker bestürzt über Pläne des US-Investors

Potsdam. Entsetzen in Landesregierung und Landtag: Politiker aller Parteien reagierten geschockt auf die Nachricht, dass der mit knapp 40 Millionen Euro geförderten Riesenhalle des insolventen Luftschiffbauers Cargolifter in Brand bei Lübben der Abriss droht und sprachen von einem „Stück aus dem Tollhaus“. Bisher war man in Potsdam davon ausgegangen, dass die von Manfred Stolpe einst als „achtes Weltwunder“ bezeichnete Halle neue Investoren nach Brand locken werde. Doch Insolvenzverwalter Rolf-Dieter Mönning sieht das genau umgekehrt: Nach seinen Angaben stellt das imposante Bauwerk für potenzielle Investoren keinen Vermögenswert, sondern eine Belastung dar, „weil sie eigentlich nicht finanzierbar ist“. Die Unterhaltskosten lägen bei 300 000 Euro im Monat, wobei die Energiekosten den größten Teil ausmachten. Der US-Logistikkonzern Universal Express, der sich für das Gelände interessiert und dort ein Logistikzentrum errichten will, habe sich bereits nach den Abrisskosten erkundigt.

CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger sprach von einem „kostspieligen Drama“ für das Land. Für den CDU-Wirtschaftsexperten Christian Ehler sind die Abrisspläne ein „Treppenwitz“. Der SPD-Wirtschaftspolitiker Heiko Müller warnte vor einem „Schnellschuss“. Die Zahlen des Insolvenzverwalters seien „nicht nachvollziehbar“. „Man kann die Halle für eine Übergangszeit stilllegen, ohne sie zu heizen.“ Für den PDS-Wirtschaftsexperten Ralf Christoffers wäre ein Abriss „ein Akt der Verschwendung“. Laut Wirtschaftsministerium hat das Land rund 48 Millionen Euro in das Cargolifter-Projekt gesteckt, davon 39,4 Millionen in die Halle.

Inoffiziell wird in der Landesregierung kein Hehl daraus gemacht, dass die Förderzusage eine Fehlentscheidung gewesen sei. Der damalige Regierungschef Manfred Stolpe (SPD) hatte sich vom Bau der Riesen-Lastluftschiffe einen Imagegewinn für Brandenburg versprochen. Die wichtigste Konsequenz müsse sein, so der SPD-Politiker Müller, „keine politischen Prestigeprojekte“ mehr zu fördern. Steuergelder dürften nicht „nach dem Prinzip Hoffnung vergeudet“ werden.

Auch PDS-Chef Ralf Christoffers verlangt neue Maßstäbe in der Förderpolitik: Die Bewertung der Machbarkeit von Technologie-Projekten müsse im Vordergrund stehen. Tatsächlich hat es nie einen seriösen Bauplan für das Transport-Luftschiff gegeben. Außerdem wird dem alten Cargolifter-Management von Mönning Insolvenzverschleppung und Täuschung vorgeworfen: Die Kosten bis zur Serienproduktion des Cargolifters wären mit 1,53 Milliarden Euro mehr als doppelt so hoch gewesen wie öffentlich angegeben.

Michael Mara

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