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Brandenburg: CDU Brandenburg: Christdemokratischer Stellvertreter-Krieg

Bahnt sich in der märkischen CDU ein Machtkampf an? Nachdem Ex-Kulturminister Wolfgang Hackel seine Kandidatur als Vize-Parteichef angekündigt und dann wieder zurückgezogen hatte, schien der Wahl von Jörg Schönbohms Wunsch-Führungsmannschaft kommenden Sonnabend in Perleberg nichts mehr im Wege zu stehen.

Bahnt sich in der märkischen CDU ein Machtkampf an? Nachdem Ex-Kulturminister Wolfgang Hackel seine Kandidatur als Vize-Parteichef angekündigt und dann wieder zurückgezogen hatte, schien der Wahl von Jörg Schönbohms Wunsch-Führungsmannschaft kommenden Sonnabend in Perleberg nichts mehr im Wege zu stehen. Doch nun will einer der "jungen Wilden" mit einer spektakulären Kampfkandidatur in den engsten Führungszirkel der Partei vorstoßen: der Potsdamer Landtagsabgeordnete und langjährige Junge-Union-Chef Sven Petke. Der ambitionierte 33-Jährige kündigte gestern offiziell seine Kandidatur für einen Stellvertreter-Posten in der CDU-Spitze an.

Ihm gehe es darum, die Jugend an die CDU zu binden, erklärte Petke. Obwohl die Kandidatur sein personelles Konzept über den Haufen wirft, machte Parteichef Schönbohm offiziell gute Miene: Es sei positiv, dass sich ein junger Mensch um ein solches Amt bewerbe. Er schätze Petke als "fleißigen und guten Abgeordneten". Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion wird den "jungen Adlern" (Schönbohm) zugerechnet, die unzufrieden über den Schmusekurs der CDU gegenüber dem SPD-Koalitionspartner sowie die Lethargie in der ganz auf Schönbohm fixierten Partei sind.

Brisanz erhält Petkes Kandidatur, weil ihm eine "enge Verbindung" zu Wolfgang Hackel, der Chef des mitgliederstärksten Kreisverbandes Potsdam-Mittelmark ist, nachgesagt wird. Unter Christdemokraten wird spekuliert, dass der nicht zu den "Busenfreunden" Schönbohms zählende Hackel auf Petkes Kandidatur "hingewirkt" habe. Dessen Chancen, als Vize-Parteichef gewählt zu werden, stehen nach Ansicht von Christdemokraten 50 zu 50: Er habe "nicht nur Freunde", heißt es.

Insider schließen nicht aus, dass Schönbohm "das Grummeln in Teilen der Partei" verkannt habe: Entgegen früheren Ankündigungen wollte er die Erneuerung und Verjüngung der Parteispitze nicht vorantreiben, so eine Klage. So soll nach Schönbohms Vorstellungen nur einer seiner vier Stellvertreter, und auch das nur aus gesundheitlichen Gründen, ausgewechselt werden: Für Landtags-Vizepräsident Martin Habermann soll der Bundestagsabgeordnete Michael Stübgen in den engsten Führungszirkel aufrücken. Die übrigen drei Stellvertreter Ulrich Junghanns, Andrea Voßhoff und Sigrid Nau sollten nach Schönbohms Willen auf ihren Posten bleiben - obwohl sie der "alten Garde" zugerechnet werden. Vor allem jüngere und dynamische Christdemokraten vermissen ein "Zukunftssignal", was Petke offenbar bestärkt hat, als stellvertretender Parteichef zu kandidieren.

Kritisch wird im Kreis der Jüngeren auch vermerkt, dass "die Partei bisher nur aus Schönbohm besteht", während die SPD mit Matthias Platzeck und die PDS mit Ralf Christoffers den nötigen Generationswechsel mit Blick auf die Landtagswahl 2004 bereits vollzogen haben. Dagegen sei in der CDU weit und breit kein Nachfolger für die absehbare Zeit nach Schönbohm in Sicht.

Besorgt fragen Christdemokraten und selbst CDU-Minister inzwischen, wie es einmal ohne den überlasteten Parteichef weitergehen solle. Eine Antwort konnte der 63-jährige Workaholic, der im letzten Jahr auf ärztliches Anraten eine kurze Zwangspause einlegen musste, bislang nicht geben - sieht man einmal von seiner Ankündigung ab, bei der Landtagswahl 2004 wieder als Spitzenkandidat antreten zu wollen.

Insider registrieren dass in vertraulichen Runden immer öfter die strategische Frage "Was kommt nach Schönbohm?" erörtert wird. Noch muss Schönbohm dies nicht beunruhigen, auch wenn er bei seiner ersten Wiederwahl nicht mehr mit dem Traumergebnis von 1999 rechnet, wo er mit 97,6 Prozent der Stimmen zum Parteichef gekürt wurde. "Er ist als Parteichef unumstritten, weil er die Partei geeint und in die Regierungsverantwortung geführt hat", sagt CDU-Generalsekretär Thomas Lunacek. Aber der "Stellvertreter-Krieg" wird in der Brandenburger Union schon geführt.

Michael Mara

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