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Brandenburg: CDU-Vorstand: Sie raufen weiter

KOMMENTAR von Thorsten Metzner

Es kam anders als erwartet. Es gab keinen Showdown, keine neue Demütigung des CDU-Vorsitzenden Ulrich Junghanns. Auf der Tagung des von Junghanns’ Gegnern um Sven Petke dominierten Vorstands der Brandenburger Union hielten sich neulich selbst die verbalen Sado-Maso-Rituale, die zuletzt üblich waren, in Grenzen. Die CDU-Führung hat sich durchgerungen, in der ewigen Finanzaffäre um die Wahlkampagne 2004 einen Schlussstrich zu ziehen. Der Vizeregierungssprecher und frühere Landesgeschäftsführer Mario Faßbender, dessen Privatfirma von der CDU damals einen 580 000-Euro-Auftrag bekommen hatte, kassierte eine Rüge. Ebenso der Fraktionschef Thomas Lunacek, der damals als Generalsekretär zu den wenigen Mitwissern gehörte. Der Altvorsitzende Jörg Schönbohm wurde großzügig geschont, obwohl der Fassbender-Deal damals seine Entscheidung war. Raufen sich Schönbohms Erben doch noch zusammen?

So gut es der CDU täte, sich nach monatelangen Querelen wieder aufs Regieren zu konzentrieren, der Burgfrieden zwischen dem Petke-Lager und dem Anti- Petke-Lager – das nicht automatisch ein Pro-Junghanns-Lager ist – bleibt labil. Das Petke-Lager wird weiter versuchen, Terrain zu gewinnen. Es kann dabei in Räume vorstoßen, die der Vorsitzende Junghanns offen lässt. Er ist ein erfolgreicher Wirtschaftsminister, setzt aber zu wenige politische Akzente, führt die Partei zu wenig. Dafür hat Junghanns Durchhaltekraft, stoische Ruhe und die Ausdauer, notfalls alles auszusitzen. Für einen längeren Machtkampf ist das gar nicht wenig – denn Ungeduld ist die größte Schwäche von Petke und seinen Leuten.

In dieser Union kann es jeden Moment wieder krachen. Zu viele in der Führung sind sich spinnefeind. Mit Politik hat das schon lange nichts mehr zu tun. Eigentlich bräuchte diese Truppe längst eine Therapie, einen Mediator. Oder wie wäre es mal mit einem gemeinsamen Vorstandsausflug nach Rom, Wien oder Prag, um sich menschlich etwas näherzukommen? Der Brandenburger CDU-Spitze kann nur dies helfen: Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation.

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