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Brandenburg: Das Belvedere – wieder ein schöner Anblick

Die Rekonstruktion des Schmuckbaus auf dem Pfingstberg ist fast abgeschlossen: Ab Donnerstag kann auch der Ost-Turm wieder betreten werden

Potsdam. Der Genuss der schönsten Aussicht auf Potsdam ist ab sofort wieder ungetrübt möglich. Denn am heutigen Mittwoch eröffnet Bundespräsident Johannes Rau mit fast 1000 Ehrengästen das fast komplett restaurierte Belvedere auf dem Pfingstberg. Die Besucher dürfen erstmals am Donnerstag ab 10 Uhr den wiederhergestellten Ostturm besteigen, nachdem sein westliches Gegenstück seit dem Frühjahr 2001 schon mehr als 170 000 Neugierige angelockt hatte. AmSonnabend und Sonntag steigt rund um das Aussichtsschloss ein großes Fest mit Kultur und Informationen rund um das Bauwerk.

Fast elf Millionen Euro hat die 1997 begonnene Rekonstruktion bislang gekostet. Den größten Teil davon spendierte mit mehr als sechs Millionen Euro die Stiftung des Hamburger Versandhausgründers Professor Werner Otto. „Auf einer Wanderung mit meiner Frau bin ich vor acht Jahren auf die damalige Ruine gestoßen und habe sofort Gefallen an ihr gefunden“, sagte der 93-Jährige gestern. Auch die Reemtsma-Stiftung, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und viele Kleinspender trugen zum Gelingen des Vorhabens bei. Die ersten Skizzen für das Belvedere stammten von Friedrich Wilhelm IV., der 1840 die preußischen Regierungsgeschäfte übernahm. Auf seiner Reise nach Rom 1829 soll sich der spätere König dafür seine Anregungen geholt haben. Die berühmte Villa Medici besitzt zumindest eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Potsdamer Gebäude.

Friedrich Wilhelm IV. beauftragte ab 1840 zunächst Ludwig Persius als Architekten und nach dessen Tod Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler. 1847 wurde der Bau zwar begonnen, doch erst zwischen 1860 und 1863 war das Werk in seinen heutigen Abmessungen abgeschlossen. Im jetzt wieder zugänglichen Ostturm erstrahlt das Maurische Kabinett mit teils vergoldeten Wandfliesen und einer prunkvollen Wand- und Deckenmalerei wieder im alten Glanz.

Zwischen 1945 und 1988 waren der Pfingstberg und das Belvedere weitgehend in Vergessenheit geraten. Die russische Armee richtete sich im und am benachbarten Neuen Garten ein und sperrte die meisten Zugänge. Soldaten verewigten an den Mauern die Namen ihrer Liebsten oder ihrer Heimatorte. Nach dem Mauerbau 1961 durften die 25 Meter hohen Türme nicht mehr betreten werden, da sie einen guten Blick auf die Grenzanlagen boten.

Erst in der Arbeitsgemeinschaft Pfingstberg zusammengeschlossene Oppositionelle und Freunde der Schlösser befreiten ab 1988 an jedem zweiten Wochenende das Belvedere von Unkraut und Gestrüpp. Für sein Engagement erhielt gestern der erste Vereinschef Wieland Eschenburg das Bundesverdienstkreuz. Zu den ersten Enthusiasten gehörte auch der heutige Ministerpräsident Matthias Platzeck. 1989 trafen sich Bürgerinitiativen zum ersten Pfingstbergfest. Aus den damaligen Anfängen entstand der Förderverein Pfingstberg, der heute die Anlage betreut und auch das Kulturfest vor dem Belvedere am kommenden Wochenende organisiert.

Bis August ist das Belvedere täglich zwischen 10 und 20 Uhr geöffnet, danach verkürzen sich die Zeiten. Weitere Infos unter www.pfingstberg.de und www.spsg.de (Schlösserstiftung).

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