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Brandenburg: Das Busunglück von Altlandsberg: Der Albtraum ist allgegenwärtig

Ein Jahr nach dem tragischen Schulbusunglück von Altlandsberg dauern die Ermittlungen zur Unfallursache an: Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Petra Marx, kündigte in diesem Fall gestern eine Erklärung an, die morgen veröffentlicht werden soll. Darin sollen Gutachter neue Stellungnahmen zum Unfallhergang abgeben.

Ein Jahr nach dem tragischen Schulbusunglück von Altlandsberg dauern die Ermittlungen zur Unfallursache an: Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Petra Marx, kündigte in diesem Fall gestern eine Erklärung an, die morgen veröffentlicht werden soll. Darin sollen Gutachter neue Stellungnahmen zum Unfallhergang abgeben. "Inhaltlich haben wir uns noch nicht positionieren können", meinte Marx.

Seit dem Unglück am 30. November 1999 sind zwei Varianten darüber im Umlauf, warum der Unglücksbus aus der Spur kam, und schließlich gegen einen Alleebaum prallte. Vier Kinder im Alter zwischen zehn und zwölf Jahren und der Busfahrer waren im Zuge der letzten Lenkmanöver zu Tode gekommen. Die bisher veröffentlichten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatten ergeben, dass ein zwölfjähriger Junge vermutlich aus Versehen an den Feststellhebel des Busfahrersitzes kam und so den Unfall auslöste. Der Rechtsanwalt Christian Paschen, der die Eltern dieses Schüler vertritt, weist die Schuld - in letzter Konsequenz - dem Busfahrer zu. Der habe sich, so ergab ein Gutachten der Haftpflichtversicherer der Eltern des beschuldigten Schülers, nach rangelnden Schülern umgesehen. Währenddessen sei der Bus auf den Randstreifen geraten. Beim Gegenlenken und Beschleunigen habe der Bus dann 45 Meter vor dem Unfallort einen Alleebaum touchiert: "Das rechte Vorderrad bekommt wieder Traktion, doch das Heck des Busses bricht aus", schreiben die Gutachter des Haftpflichtversicherers: "Der Fahrer lenkt nach rechts gegen, hat aber die Kontrolle über das Fahrzeug bereits verloren. Der Bus rutscht geradeaus, d.h. im Winkel von circa 45 Grad, gegen den Baum auf der linken Fahrbahnseite."

Die Staatsanwaltschaft hat zu diesem Gutachten nicht detailliert Stellung genommen. Sie stützte sich bisher auf ein Dekra-Gutachten und bezeichnete die von Rechtsanwalt Paschen vorlegte Expertise als "Gefälligkeitsgutachten". Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft geht es den Mandanten Paschens vor allem um vermögens- und versicherungsrechtliche Ansprüche anderer Eltern und nicht um strafrechtliche Aspekte: Die Ermittlungen gegen den Busfahrer waren seinerzeit eingestellt worden, da der Mann bei dem Unfall starb. Auch die Ermittlungen gegen den Zwölfjährigen, der das Unglück ausgelöst haben soll, wurden wegen Strafunmündigkeit eingestellt. Paschen will jedoch weiter darauf drängen, dass seine Mandanten rehabilitiert werden: "Das Leben im Ort ist schwierig geworden", erklärt der Berliner Anwalt. Der beschuldigte Schüler müsse mit dem Stigma leben, einen Unfall mit tödlichem Ausgang ausgelöst zu haben. "Wenn von der Staatsanwaltschaft keine befriedigenden Aussagen kommen, werden wir die Gerichte bemühen", kündigte Paschen gestern erneut an. Der Fall könnte morgen eine neue Wendung nehmen: Nach Paschens Angaben war nach der Veröffentlichung des Gutachtens der Haftpflichtversicherer im September mehrfach Polizei an der Unfallstelle - auch an jenem Baum, der 45 Meter vor der Unfallstelle Schleifmale des Unglücksbusses tragen soll.

Altlandsbergs Bürgermeister Ravindra Gujjula kann wie viele Einwohner der Stadt auch fast ein Jahr nach dem Schulbusunglück die erschütternden Szenen nicht vergessen: Die völlig zerschmetterte Vorderfront des Busses, aus den Halterungen gerissene Sitze und drei kleine Körper mit Decken verhüllt. Ein Kind war im Krankenhaus an den Folgen des Zusammenpralls gestorben. "Der Albtraum ist noch immer allgegenwärtig", sagt Gujjula. Am ersten Jahrestag wollen viele Altlandsberger an der Unglücksstätte Blumen niederlegen - während wohl zahllose Autos auf der Kreisstraße an den Trauernden vorbei rasen. "An der Allee stehen mindestens vier Kreuze, aber trotzdem wurde unserem Vorschlag, die Geschwindigkeit auf 50 zu begrenzen, nicht statt gegeben", sagt Gujjula enttäuscht.

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