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Brandenburg: Das kleine Spargelwunder

Claus-Dieter Steyer

Vor knapp zwei Jahren geriet die Brandenburger Tourismusbranche gehörig durcheinander. Die Wertungen auf der Beliebtheitsskala für die Region hatten sich so verändert, dass Panik und Euphorie ungeahnte Ausmaße annahmen. Denn der Spreewald, jahrzehntelang Zugpferd, Aushängeschild und Geldbringer für den ganzen Osten, verlor plötzlich seinen Spitzenplatz. Ausgerechnet der südwestlich Berlins gelegene Fläming überstieg die Millionengrenze bei Übernachtungen.

Dabei hatten Luckenwalde, Belzig, Jüterbog, Wiesenburg, Ziesar oder Dahme bis dahin nun wirklich keine große Rolle bei den Ausflugszielen der Touristen. Auch das Ruppiner Land mit seinen schon eher bekannten Städten Neuruppin und Rheinsberg triumphierte über den Spreewald. Des Rätsels Lösung besteht aus vier Buchstaben: Geld. Man brauchte sich am Wochenende nur die Spargelhöfe rund um Beelitz und damit den Eingang zum Fläming anzusehen. Aus einst verfallenen Gütern oder heruntergekommenen LPG-Ruinen entstanden wahre Erlebnisstätten. Restaurants, Hofläden, Streichelzoos, begehbare Schiffe, Naturlehrpfade und Unterhaltungsbühnen locken die Besucher in Scharen.

Sie bleiben auch übers Wochenende und verknüpfen das Spargelessen mit einem Bummel durch herausgeputzte Kleinstädte, einer Tour auf Europas längster Skaterstrecke oder eine Fahrt auf glatten Radwegen. Längst mangelt es nicht mehr an guten Hotels und Restaurants.

Auch nach Ende der Spargelsaison am 24. Juni legen die Landwirte und ihre Partner die Hände nicht in den Schoß. Dann folgen Blaubeeren, Pilze, Kartoffeln und andere Früchte. So locken sie fast das ganze Jahr über die Großstädter aufs Land, im Winter mit Weihnachtsmärkten. Nur auf diese Weise können die Landwirte der billigeren Konkurrenz aus Süd- und Osteuropa Paroli bieten.

Ohne stattliche Fördermittelsummen von Land und Bund hätte sich weder die Spargelwirtschaft noch der Tourismus im Fläming so prächtig entwickeln können. Gleiches gilt für das Ruppiner Land, wo der Wassertourismus inzwischen auf Europas Spitzenplätzen steht. In beiden Regionen haben sich der Aufwand und der Einsatz von Steuergeldern wirklich gelohnt. Auch der Spreewald stellt sich mehr und mehr auf die Herausforderungen ein. Viel Geld steckt in neuen Freizeitbädern, in Radwegen und neuerdings auch in Erlebnishöfen der Bauern.

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