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Brandenburg: Das Land fährt preiswert in die Tropen

Züge zum „Tropical Island“ dürfen in Brand halten:Mehr Landes-Hilfe gab es bisher nicht für den Investor

Brand - Der Regionalexpress 2 zwischen Berlin und Cottbus ist ab heute Tropenbahn. Denn jeder Zug auf der viel befahrenen Strecke hält am Bahnhof Brand, von wo ein Bus kostenlos ins drei Kilometer entfernte „Tropical Islands Resort“ startet. 46 Minuten braucht der stündlich verkehrende Express vom Berliner Ostbahnhof. Um die Verzögerung durch den zusätzlichen Halt auszugleichen, verzichtet die Bahn auf den Haltepunkt Raddusch, den die Fahrgäste nun mit einem Ersatzbus von Vetschau aus erreichen. „Tropical Island“ wird am Sonntag um sechs Uhr offiziell geöffnet.

Dass die Züge in Brand halten, ist bisher die einzige konkrete Hilfe des Landes für die Investorengruppe um den malaysischen Multimillionär Colin Au. Er kaufte im vergangenen Jahr die ursprünglich für die Konstruktion riesiger Luftschiffe errichtete Halle für rund 17,5 Millionen Euro. Der Bau des Kolosses verschlang 78 Millionen Euro. Davon stammte die Hälfte aus Steuermitteln des Landes, des Bundes und der EU. Nach der Pleite der Cargolifter AG 2002 hatte sich außer Colin Au niemand für die Halle interessiert. Der Unternehmer kündigte an, sein rund 70 Millionen Euro teures Projekt ohne staatliche Fördermittel zu verwirklichen. Erst seine deutschen Berater wiesen ihn auf die Möglichkeit hin, Fördermittel zu beantragen, weil er mindestens 500 Arbeitsplätze schaffen will. Au beantragte 13 Millionen Euro.

Wie Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) gestern bestätigte, wurde aber bisher kein Euro gezahlt. Es fehlten nach wie vor einige Papiere. Die Brandenburger Europa-Abgeordnete der Grünen, Elisabeth Schroedter, warnte das Land vor einer Bewilligung des Antrages. Die Investoren seien nur auf das schnelle Geld aus. Der Grünen-Kreisverband Dahme-Spreewald allerdings forderte das Ministerium auf, die 13 Millionen Euro auszuzahlen. Schließlich könnten sie den Tropenpark noch attraktiver machen und so den Tourismus weiter fördern. Die Europaabgeordnete hatte außerdem auf die unwirtschaftlich hohen Stromkosten verwiesen, die nötig seien, um die Tropenhalle auf 28 Grad Celsius zu erwärmen.

Viele Experten haben den Tropenpark als „größte Energieschleuder Brandenburgs“ kritisiert. „Angesichts unserer Klimasituation halte ich das Vorhaben für absolut unvertretbar“, sagte Professor Rolf Kreibich, Vorsitzender des Ausschusses für Emissionsschutz des Landes Brandenburg. Täglich würden die Preise weiter steigen, so dass die kalkulierten Besucherzahlen nicht ausreichten, um die Energiekosten auszugleichen.

Investor Colin Au reagiert auf die Kritik gelassen. Er habe alle Auflagen für die Baugenehmigung erfüllt. „Die Halle ist wärmegedämmt, so dass unsere Energierechnung nur rund drei Millionen Euro ausmachen wird“, erklärte er. Ab einer Besucherzahl von 1,5 Millionen Menschen jährlich mache er Gewinn. „Ich habe einen langen Atem“. Er hofft, dass ihn das Land beim Bau einer Brücke über die Eisenbahn am Bahnhof Brand unterstützt. Bisher schließen die Schranken mehrmals in der Stunde, so dass sich der Verkehr von der Autobahn oft staut. Baubeginn soll im Herbst nächsten Jahres sein. Die Kosten trägt das Land.

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