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Brandenburg: Das Marmorpalais glänzt wie nie zuvor

Nach 15 Jahren ist das Schloss im Inneren vollständig saniert Alle 40 Räume des klassizistischen Gebäudes sind ab morgen wieder zugänglich

Potsdam - Es fehlt auf den großen Wegweisern in Potsdam, taucht in Stadtführern nur am Rande auf und versteckt sich obendrein hinter undurchsichtigen Planen: das Marmorpalais im Neuen Garten in der Nachbarschaft von Schloss Cecilienhof. Doch niemand sollte sich davon abschrecken lassen. Wer langsam in den obligatorischen Filzpantoffeln zum Schutz des Parketts durch die 40 Räume schlurft, kann sich in die Antike, den Orient oder ganz einfach in die Zeit der Preußischen Königshäuser des 18. und 19. Jahrhunderts versetzen lassen.

Das „Sanssouci des Neuen Gartens“ glänzt jetzt im Innern so schön wie nie zuvor: Nach 15 Jahren Sanierung sind alle Gebäudeteile wieder zugänglich. 4,6 Millionen Euro kostete die Sanierung, wobei 550 000 Euro von privaten Spendern kamen. In der Fassade stecken bislang weitere 5,5 Millionen Euro; ihre Restaurierung dauert noch an. Das meiste Geld stammt aus dem Haushalt der vom Bund, Brandenburg und Berlin getragenen Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Deren Generaldirektor Hartmut Dorgerloh erklärt die hohe Summe: „Brandbomben im Zweiten Weltkrieg sowie die Nutzung als Offizierskasino der Roten Armee und als Armeemuseum der NVA von 1961 bis 1988 haben die originale Substanz zerstört.“ Überall seien „gravierende Schäden“ zu Tage getreten, die Ausstellung von Waffen, schwerem Kriegsgerät oder der Umbau des festlichen Kloebersaals zum Kino hätten das historische Erbe erheblich beschädigt. „Im Schlosshof stand ein Düsenjäger“, erinnert sich Dorgerloh. „Die Erinnerung daran schreckt wohl bis heute viele Menschen von einem Besuch ab.“

Jetzt zeugen nur noch einige Fotografien und fehlende Kronleuchter von dem brachialen Umgang mit einem für den Klassizismus so bedeutsamen Gebäude. Schlösserdirektor Burkhard Göres sagt sogar: „So schön und komplett wie jetzt war das Marmorpalais noch nie in seiner über 200 Jahre alten Geschichte.“

Bereits der Anlass für den Bau markierte eine entscheidende Zäsur: Nach dem Tod des Friedrich des Großen1786 wollte sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II. auch baulich neue Akzente setzen. Er beauftragte den Architekten Carl von Gontard mit einem Entwurf für ein Schloss, das mit Sanssouci auf dem Weinberg konkurrieren sollte. 1787 begannen die Arbeiten inmitten von Wein- und Obstbäumen. Im Inneren wollte der neue König nichts von der Rokoko-Verliebtheit seines Onkels Friedrich II. wissen. Er ließ in Italien antike Skulpturen und Gefäße kaufen, Deckengemälde in Anlehnung an die antike Mythologie gestalten und klassizistische Kamine anfertigen. Doch noch zu Lebzeiten von Friedrich Wilhelm II. erwies sich das von den Architekten in den Heiligen See hinausgeschobene Haus als zu klein für eine königliche Haushaltung. 1797 begann deshalb der Bau zweier Gebäudeflügel. Friedrich Wilhelms Nachfolger vergrößerten die antike Ausrichtung noch durch weitere Gemälde mit griechischen und italienischen Bauwerken.

Die meisten dieser Kunstwerke gelangten 1830 ins Alte Museum nach Berlin. Der Geschmack hatte sich im Laufe der Zeit verändert. In Berlin blieben die Kostbarkeiten ohne größere Schäden und sind nun als Dauerleihgabe nach Potsdam zurückgekehrt. Und auch Kunstwerke, die aus den Ruinen des gesprengten Berliner Stadtschlosses geborgen wurden und bislang im Depot der Schlösserstiftung gelagert wurden, haben im Marmorpalais vorerst einen würdigen Platz gefunden.

Das Marmorpalais im Neuen Garten ist vom morgigen Freitag an täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Am Ostermontag hat es ausnahmsweise ebenfalls auf. Mit Führung kostet der Eintritt drei Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Ohne Führung sind 2 Euro, ermäßigt 1,50 Euro, zu zahlen. Weitere Informationen unter Telefon 0331/969 4246 und unter www.spsg.de

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