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Brandenburg: Das unerwünschte Café

Von Sabine Schicketanz und Thorsten Metzner Potsdam. Nur wenige wissen es: Nicht nur Schlossparks wie Sanssouci oder den Neuen Garten hat die Preußische Schlösserstiftung zu behüten.

Von Sabine Schicketanz und Thorsten Metzner

Potsdam. Nur wenige wissen es: Nicht nur Schlossparks wie Sanssouci oder den Neuen Garten hat die Preußische Schlösserstiftung zu behüten. Auch ein Ensemble in der historischen, aber noch immer verödeten, Potsdamer Stadtmitte, gegenüber des Alten Marktes, gehört dazu – der einst königliche Marstall. Er beherbergt heute das Filmmuseum.

Dem „Café im Filmmuseum“ – es ist das einzige Lokal weit und breit – hat der Verpächter bislang allerdings viel Ärger gebracht. Für den langjährigen Café-Pächter Frank Schuster ist es ein Paradebeispiel für den merkwürdigen Stil der Preußischen Schlösserstiftung, in die jetzt mit dem neuen Generaldirektor Hartmut Dorgerloh frischer Wind einziehen soll. Frank Schuster flatterte unlängst eine Kündigung ins Haus – zum 31. August 2002. „Ohne jede Vorwarnung“, sagt Schuster: „Und ohne Begründung.“ Für ihn ist dies die Krönung langjähriger Querelen. Schon in den vergangenen Jahren habe er sein Café unter ziemlich widrigen Umständen betreiben müssen. Er hielt durch, obwohl der Alte Markt noch immer brachliegt und sich meist nur wenige Menschen an diesen unwirtlichen Ort verirren.

Leicht habe es ihm die Stiftung nicht gemacht – im Gegenteil. Zwar richtete sich seine Pacht nach dem Umsatz. Aber sobald er versuchte, diesen zu erhöhen, habe ihm die Stiftung Steine in den Weg gelegt. Als Schuster beispielsweise Tische, Stühle und Sonnenschirme vor die Tür stellen wolllte, um Gäste des benachbarten Filmmuseums anzulocken, wurde ihm dies untersagt. Mit der Begründung, dies könne das gesamte Ensemble stören.

Im Bauministerium, aber auch im Rathaus, wo über die Belebung der Potsdamer Mitte gegrübelt wird, schüttelt man darüber den Kopf: Schließlich donnern just ein paar Meter weiter, auf Potsdams zentraler Durchfahrtsstraße, täglich tausende Autos vorbei.

Trotz mehrfacher Versuche Schusters ließ sich die Stiftung nicht erweichen. „Für mich gibt es keinerlei Ansatzpunkte, von dieser Auffassung abzuweichen“, hatte schon 1995 der damalige Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hans-Joachim Giersberg, an Schuster geschrieben. Der fragte sich, ob höhere Umsätze und damit eine höhere Pacht für die aus Steuergeldern finanzierte Stiftung keine „Ansatzpunkte“ sein könnten. Giersberg begründete damals sein „Nein“ zu Tischen und Stühlen folgendermaßen: Ein „mehr als interessanter Mitbewerber“ Schusters sei im Auswahlverfahren abgelehnt worden, weil er „für künstlerische Aktionen die Außenanlagen des Filmmuseums“ mitnutzen wollte. Sollte wohl heißen: Wenn schon keine Kultur, dann erst recht keine Freiluft-Bewirtung. Die Außenanlagen, um die es geht, sind Bürgersteige aus der DDR-Zeit und ein Rasenstreifen neben der sechsspurigen Breiten Straße. Es nützte auch nichts, als Schuster in einem Brief klagte, dass das Café im Sommer leer bleibe, da es drinnen noch wärmer sei als draußen. „Die Leute gehen in Lokale mit Terrassen, weil sie draußen sitzen wollen“, argumentierte er. So deckte der Umsatz im Sommer laut Schuster nicht einmal die Kosten für Personal, Waren und Energie.

Der Potsdamer Gastronom befürchtet, dass er die Stiftung so sehr genervt hat, dass sie ihn jetzt loswerden will. An der Qualität des Cafés kann die Kündigung seiner Ansicht nach jedenfalls nicht liegen. Tatsächlich bestätigen Gäste wie beispielsweise bei ihm regelmäßig einkehrende Beamte des Kulturministeriums und die Chefin des Filmmuseums, Bärbel Dalichow: „Wir waren hier immersehr zufrieden.“

Die Stiftung weist alle Vorwürfe von sich. Einen „ganz normalen Vorgang“ nennt Stiftungssprecher Gert Streidt die Vorgänge um das „Café im Filmmuseum“ Zudem habe man gar nicht gekündigt, so die Argumentation. Die Stiftung lasse lediglich den Vertrag auslaufen. Im Schreiben stand allerdings: „Betreff Kündigung“.

Ob mit Auslauf-Vertrag oder mit Kündigungsschreiben: Schuster fühlt sich nach all’ den Querelen mit seiner Gaststätte rausgeworfen. Er ist inzwischen so frustriert, dass er sich – sollte sich an der Politik der Stiftung nichts ändern – an einer neuen Ausschreibung auf keinen Fall wieder beteiligen will.

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