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Brandenburg: Den Kindern den Hof gemacht

19 Schlösser in Berlin und Brandenburg sind Ostern für Jugendliche eintrittsfrei Viele Führungen übernehmen Schauspieler in historischen Kostümen

Potsdam/Berlin/Caputh – Im Wettstreit der vielen Freizeitangebote über Ostern hat die Stiftung der Preußischen Schlösser und Gärten ein lukratives Angebot geschnürt: Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 16. Lebensjahr können von Freitag bis Montag die 19 geöffneten Schlösser in Berlin und Brandenburg kostenlos besuchen. Ein schönes Geschenk, kostet doch eine Kinderkarte im Schloss Sanssouci acht Euro und im Schloss Charlottenburg sieben Euro. Geöffnet sind über die Feiertage auch das Schloss Glienicke und das Jagdzeugmagazin im Jagdschloss Grunewald sowie das Neue Palais, das Marmorpalais und das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam sowie die Schlösser in Rheinsberg und Caputh.

„Natürlich wollen wir über diese Aktion möglichst auch viele Erwachsene anlocken“, sagte Marketingchef Heinz Buri. „Falls die Aktion erfolgreich ist, werden wir sie vielleicht zu Pfingsten wiederholen.“ Zwar seien die Besucherzahlen in den ersten drei Monaten auf Vorjahresniveau geblieben, doch vor allem der Gruppentourismus gehe zurück. Daher bemühe sich die Schlösserstiftung stärker um individuell anreisende Gäste. Die können auch 2009 mit dem satellitengestützten Multimedia-Guide in zehn Sprachen auf einem 90 oder 60 Minuten langen Spaziergang den Park Sanssouci erkunden. Wie beim Auto-Navigationsgerät erkennen auch die kleinen Führer per GPS-Signal den aktuellen Standort des Gastes. Automatisch schaltet beim Erreichen der nächsten Sehenswürdigkeit ein Text ein.

Zum Start in die neue Saison wird sich die bekannte Fontäne vor den Weinbergterrassen des Schlosses Sanssouci in einer sonst unüblichen Größe präsentieren. „Am Ostersonntag wollen wir um 15 Uhr das Havelwasser einmal mit voller Kraft in die Höhe schießen lassen und dabei statt der üblichen zehn Meter erstmals wieder 38 Meter erreichen“, kündigte der Marketingleiter an. „So ein Spektakel konnte nicht einmal Friedrich der Große in seinem beliebten Park erleben.“ Erst zu Zeiten von Friedrich Wilhelm IV. Mitte des 19. Jahrhunderts soll sich die Fontäne in voller Pracht gezeigt haben. Bei Sturm oder Regen fällt das Experiment aus.

Bei jedem Wetter sind dagegen Hermann Fürst von Pückler-Muskau im Park Babelsberg, der Kammerherr Friedrichs des Großen, Marquis d’Argens, im Schloss Sanssouci, der Kammertürke Aly der Königin Sophie Charlotte im Schloss Charlottenburg und ab 18. April auch der königliche Hofkoch Andrea Tamanti in der Schlossküche Sanssouci zu erleben. Dann werden Schauspieler in die Rollen der historischen Figuren schlüpfen und auf Geschichten erzählen. „Zu meiner Zeit konnten die Damen allein schon durch das unterschiedliche Halten des Fächers oder einen Punkt im Gesicht Liebesbereitschaft signalisieren“, plauderte der Kammertürke aus seinen Geheimnissen. „Bei mir erfahren die Gäste dagegen die Lieblingsspeisen der Könige“, verriet der Hofkoch. „Alle Singvögel gehörten dazu, genauso wie Wild und Austern.“

Premiere feiern zu Ostern auch die beiden Sonderführungen „Grenz-Wege im Welterbe“ zum 20. Jahrestag des Mauerfalls. Sie beginnen am Sonnabend um 15 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr jeweils am Schloss Glienicke und erinnern an den Mauerverlauf im Schlosspark Babelsberg sowie in der Schwanenallee, im Neuen Garten und in der Bertinistraße. Hier befand sich an der schmalsten Stelle des Jungfernsees einst die Grenzübergangsstelle Nedlitz für den Schiffsverkehr. Gerade im Park Babelsberg, der bis 1989 durch einen 3,60 Meter hohen Stacheldrahtzaun und einen Hundlaufzaun durchschnitten worden war, erinnert heute kaum noch etwas an die Zeit der Teilung. Frisches Grün hat längst alle Relikte zugedeckt. Claus-Dieter Steyer

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