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Brandenburg: Der Fall Ulrike: Mutmaßlicher Mörder vor Gericht

Die Suche nach der kleinen Ulrike aus Eberswalde bewegte die Öffentlichkeit. Zwei Wochen lang fahndete die Polizei mit beispiellosem Aufwand nach dem zwölfjährigen Kind, bis sie am 8.

Die Suche nach der kleinen Ulrike aus Eberswalde bewegte die Öffentlichkeit. Zwei Wochen lang fahndete die Polizei mit beispiellosem Aufwand nach dem zwölfjährigen Kind, bis sie am 8. März die Leiche fand. Drei Wochen später wurde Stefan J. verhaftet, der die Tat noch am selben Tag gestand. Ab heute muss sich der 25-Jährige vor dem Frankfurter Landgericht verantworten. Die Anklage lautet unter anderem auf Freiheitsberaubung, Vergewaltigung und Mord; außerdem werden J. Autodiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen.

Donnerstag, 22. Februar: Gegen 15 Uhr verlässt Ulrike ihr Elternhaus, um zum Sport zu radeln, wo sie nie ankommt. In einer Straße am Eberswalder Stadtrand wird ihr beschädigtes Fahrrad gefunden. Eine 25-köpfige Sonderkommission übernimmt die Ermittlungen. Ein Zeuge erinnert sich, einen Schrei gehört und einen Mann in einem weißen Auto beobachtet zu haben. Auch andere sahen Auto und Fahrer. Ulrikes Eltern bitten im Fernsehen, ihr Kind zurückzugeben.

Dienstag, 27. Februar: In Bernau wird ein ausgebrannter weißer VW Polo gefunden, der am Tag von Ulrikes Verschwinden gestohlen wurde. Darin finden die Ermittler Teile einer Haarspange und Reste von Ulrikes Rucksack. Kampfflugzeuge suchen mit Wärmebild-Kameras die Gegend ab. Nach Augenzeugen-Angaben wird ein Phantombild erstellt und veröffentlicht. Eine Bewährungshelferin erkennt den wegen Autodiebstahls vorbestraften Stefan J. wieder. Beamte fahren zu dessen Wohnung in Fürstenwalde, treffen ihn nicht an, belassen es dabei.

Donnerstag, 8. März: Ein Spaziergänger meldet sich bei der Polizei, er hat im Wald nahe Werneuchen eine verdächtige Stelle bemerkt. Die Polizei findet Ulrikes Leiche. Offenbar ist die Zwölfjährige gleich nach ihrem Verschwinden sexuell missbraucht und getötet worden.

Eine nahe der Leiche gefundene Flasche mit dem Teil eines Fingerabdruckes wird zum Bundeskriminalamt geschickt. Mit einer neuen Technik gelingt es den Fachleuten in den nächsten Tagen, aus dem Fragment ein Ganzes zu machen: Sie fädeln ein Glasfaserkabel in die Flasche und durchleuchten die Spur mit einem Licht, aus dem jegliche Wärmestrahlung herausgefiltert worden ist. Wärme würde die hauchdünne Fettschicht auf der Flasche schmelzen lassen. Unter dem dann "kalten Licht" ist der Abdruck klar erkennbar. Ein digitales Foto wird in den Rechner eingegeben und mit möglichen Tätern abgeglichen. Der Computer erkennt die Ähnlichkeit mit dem bereits gespeicherten Fingerabdruck von Stefan J., der am Tag von Ulrikes Beerdingung bei einem Autodiebstahl erwischt wurde.

Mittwoch, 28. März: J. gesteht noch am Tag seiner Festnahme. Er habe das Kind angefahren, mitgenommen, missbraucht und erdrosselt. In Panik, wie er sagt.

Die Staatsanwaltschaft will Stefan J. lebenslang hinter Gitter bringen. Das Gericht hat neun Verhandlungstage bis Anfang November angesetzt. Brandenburgs Justizminister Schelter (CDU) hat inzwischen die Kritik von Ulrikes Eltern zurückgewiesen, der Prozess komme zu spät. Schelter äußerte gegenüber dem Tagesspiegel zwar Verständnis für die Situation der Eltern, sagte aber: "Die Justiz hat hier sehr rasch gehandelt."

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