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Brandenburg: Der gerührte Ex-General

Torten, Reden und ein Ständchen: Zu seinem 65. Geburtstag wurde Jörg Schönbohm viel und oft gelobt

Von Thorsten Metzner

Potsdam. „Ob ich so bin, wage ich zu bezweifeln“, sagt Jörg Schönbohm, direkt, offen, wie es seine Art ist. „Wenn es stimmen würde, dürfte ich keine Fehler mehr machen.“ Der 65-jährige Jubilar ist sichtlich gerührt über die Lobeshymnen, die Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) und der frühere Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz (CDU) beim offiziellen Empfang der Landesregierung gerade auf ihn angestimmt haben.

In seiner Antwort wurde der Innenminister und Ex-General dann sehr persönlich. Er erzählt aus seinem Leben, von seiner Frau Eveline, die er „jeden Tag wieder heiraten würde“, von der Flucht nach Kriegsende aus dem brandenburgischen Neu-Golm in den Westen, von der Rückkehr in die Heimat im Jahr 1990, als er die Nationale Volksarmee in die Bundeswehr überführte. Dabei sei immer sein Credo gewesen, nicht zu viel Kraft „zum Putzen der eigenen Krone“, für „Gesichtswahrungsoperationen“ zu verschwenden, sagt Schönbohm. Eine Anspielung auf die jüngsten Spannungen in der Koalition? Ja, viele im Brandenburg-Saal verstehen es so.

Es ist offenbar ein Tag der Versöhnung. Schönbohm spricht es sogar an, indem er ausdrücklich Manfred Stolpe dankt, zu dem er vom ersten Tage „an ein offenes persönliches Verhältnis“ gehabt habe. Und das nicht zerbrochen ist wegen der jüngsten Stolpe-Angriffe auf Kanzlerkandidat Edmund Stoiber, die Schönbohm als „mies“ empfand? Man habe sich ausgesprochen, sagt er. „Sie werden von Stolpe und Schönbohm zu diesem Thema nichts mehr hören.“ Man habe schließlich gemeinsam vor, etwas für Brandenburg zu bewegen. Da stünden schwierige Aufgaben an, wie die Finanzsituation. Abseits aller Parteiprogramme, so der CDU-Landeschef, könne es da nur nach einem Prinzip gehen: „Was ist wichtig für Brandenburg?“

Ex-Regierungschef Stolpe selbst, der am Vortag zu Hause gratulierte, ist zwar nicht unter den rund 200 Gästen – darunter auch der Berliner CDU-Vorsitzende Christoph Stölzl, der Brandenburger PDS-Fraktionschef Lothar Bisky und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) – doch er hat Schönbohm auf seine Weise ein Geburtstagsgeschenk gemacht, das Tagesgespräch ist, und das so manchen eigenen Genossen irritierte: Ein Gastbeitrag für eine Boulevardzeitung, eine Eloge auf Schönbohm, der sich, wie er offen bekennt, „sehr darüber gefreut hat“. Aber auch über Platzeck.

Ganz so, als habe es in den letzten Tagen keine Spannungen gegeben, hat der Regierungschef Schönbohm gewürdigt: Als Innenminister, der bei der Bekämpfung des Hochwassers hervorragendes geleistet habe. Und dessen tiefe Verbundenheit mit dem Land ein Grund sei, weshalb die Koalition „so krisenfest“ sei, bei allem Streit, so Platzeck. „Bei uns muss sich niemand verbiegen, dass das Rückgrat bricht.“ Ehe Ex-Verteidigungsminister Rupert Scholz das Wort ergreift, spielt das Polizeiorchester allerdings eine für diesem Tag ungewöhnliche Melodie: „Yesterday“ von den Beatles. Etwa eine Anspielung? „Ich muss das Protokoll kritisieren, Yesterday. Das geht nicht bei Jörg Schönbohm“, so Scholz prompt.

Das Orchester hat den Titel in Eigenregie ausgewählt. Auch die hohe Politik hat bisweilen ihre menschlichen Unwägbarkeiten.

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