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Brandenburg: Der Händedruck des Reichspräsidenten

Die Landesregierung erinnert mit einem Bildungsforum an den „Tag von Potsdam“ vor siebzig Jahren

Potsdam. Das Bild vom symbolischen Händedruck zwischen Reichskanzler Adolf Hitler und Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 21. März 1933 in der Garnisonkirche zu Potsdam ging um die Welt und in die Geschichtsbücher ein. Der propagandistisch inszenierte Staatsakt sollte Hitler salonfähig machen beim „Tag von Potsdam“. „Es war ein schamvoller Tag“, sagte Brandenburgs Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) am Montag bei der Eröffnung eines Bildungsforums, das in den nächsten Tagen an den 70. Jahrestag des Ereignisses erinnert. Die Veranstaltungen wenden sich vor allem an Schüler, die Schirmherrschaft übernahm Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Nur selten habe ein lokalhistorisches Ereignis eine solch komplexe Reaktion ausgelöst, sagte Reiche vor rund 100 Schülern im Alten Rathaus. Er erinnerte daran, dass die Inszenierung geschehen sei, um den Reichstag zu entmachten und sich der letzten demokratischen Überreste der Weimarer Republik zu entledigen: „Es führte zu Intoleranz, Antidemokratie, Menschenverachtung in bisher ungeahntem Ausmaß.“

Im Rahmen der Bildungswoche werden sich bis Freitag 32 Veranstaltungen mit dem „Tag von Potsdam“ beschäftigen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hob hervor, dass die Initiative für diese Reihe aus der Bürgerschaft kam. Zum Auftakt interviewte der frühere Potsdamer Polizeipräsident Detlef Graf von Schwerin am Montag seinen betagten Onkel, den früheren Botschafter Ulrich Sahm, der mit 15 Jahren den Staatsakt in der Garnisonkirche selbst mit erlebt hatte.

Am heutigen Dienstag wird sich im Alten Rathaus (10 Uhr) Pfarrer Martin Vogel kritisch mit der Rolle der Potsdamer Kirchen in den Jahren von 1933 bis 1945 auseinandersetzen. Am Mittwoch schildert der Publizist Günter Wirth (10 Uhr/Altes Rathaus) die Ereignisse vor 70 Jahren. Am gleichen Abend wird es ein Forum geben: Jakobs, TV-Moderator Günther Jauch und der früheren Generalinspekteur der Bundeswehr Hans-Peter von Kirchbach wollen den „guten Geist von Potsdam“ in der Gegenwart analysieren.

Der 70. Jahrestag des „Tages von Potsdam“ fällt in ein Jahr, in dem der Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche vorbereitet wird, die im Krieg schwer zerstört und 1968 gesprengt wurde. Ein Vorhaben, das Kontroversen auslöst. Mit Spannung wird deshalb eine Veranstaltung am Donnerstag (16 Uhr/Altes Rathaus) erwartet, in der die Wiederaufbau-Pläne vorgestellt werden. Und am Freitag soll zur Mahnung der Weg beschritten werden, den die Reichstagsabgeordneten einst gingen – von der Nikolai- zur Garnisonkirche.

Das Programm der Bildungswoche:

www.potsdam.de

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