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Brandenburg: Der Kanzler kommt – aber nur einmal

Im Brandenburger Landtagswahlkampf beginnt der Endspurt. Die CDU setzt auf Prominenz, die SPD auf Platzeck

Potsdam - Die Ferien sind auch für die Politik zu Ende – und es beginnt die heiße Phase des wohl spannendsten Wahlkampfes in der Geschichte Brandenburgs. Noch scheint alles möglich: Sowohl SPD und CDU, aber auch die PDS könnten bei der Landtagswahl am 19. September zur stärksten Partei werden. Eine ähnliche Ausgangslage hat es bisher nicht gegeben. Spannend ist auch, ob Grüne und FDP und die rechtsextreme DVU den Sprung in den Landtag schaffen. Einig sind sich die Parteistrategen, dass viele Wähler sich erst in den letzten Tagen und Wochen vor der Wahl entscheiden. Um so wichtiger ist die Dramaturgie der Parteien für die Endphase des Wahlkampfes, die diese Woche mit zentralen Auftaktveranstaltungen beginnt.

Die SPD, die um ihre führende Rolle im Land bangen muss, inszeniert auf einem Parteitag am Sonnabend in Brandenburg/Havel die Wiederwahl ihres Spitzenkandidaten Matthias Platzeck zum Parteivorsitzenden. Dass er – als Signal an die Wähler – mit einem Traumergebnis als SPD-Chef bestätigt wird, gilt als sicher. Die Sozialdemokraten setzen im Wahlkampf vor allem auf Platzecks Ansehensbonus. Auf den Wahlplakaten steht über seinem Foto: „Einer von uns.“ Die geplanten 32 Kundgebungen bis zum 19. September absolviert Platzeck weitgehend ohne Prominenz aus der ungeliebten Bundespolitik. Nur auf dem Parteitag am Sonnabend ist Kanzler Gerhard Schröder dabei. Nicht nur für die SPD, auch für Platzeck selbst geht es um viel: Bleibt er Ministerpräsident oder nicht? Rund eine Million Euro will die SPD für ihre Kampagne lockermachen.

Herausforderer Jörg Schönbohm wird just zu dem Zeitpunkt, an dem die Genossen Platzeck am Sonnabend feiern werden, zum Sturm auf die Staatskanzlei blasen. Anders als die SPD setzt der CDU- Spitzenkandidat und Landesparteichef, der 1999 bereits die Alleinherrschaft der SPD beendete, auf Bundesprominenz: Auf einer Großkundgebung in Cottbus wird am Sonnabend neben CDU-Parteichefin Angela Merkel auch Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt mit dabei sein. Auftritte weiterer CDU-Regierungschefs wie Roland Koch und auch von Altbundeskanzler Helmut Kohl sind geplant. Der subtilen SPD-Kampagne gegen den Wessi Schönbohm setzt die Union, die 800 000 Euro in den Wahlkampf stecken will, ein neues Parteiimage entgegen: „Die Brandenburgpartei“ steht auf ihren Wahlplakaten.

Die PDS will sich den Unmut über Hartz IV zunutze machen: In der Diktion rechtspopulistischer Parteien prangert sie auf ihren Wahlplakaten die „Armut per Gesetz“ an – „Weg damit“ – und nimmt in Kauf, dass sie so Befürworter eines rot-roten Bündnisses in der SPD verärgert. Die Sozialdemokraten werfen der PDS vor, keine eigenen Konzepte zu haben.

Die kleinen Parteien haben es da schwer, sich zu behaupten: Die „importierten“ Spitzenkandidaten von Grünen und FDP, Wolfgang Wieland und Heinz Lanfermann, touren derzeit durchs Land, wo sie noch weitgehend unbekannt sind. Beide Parteien bieten ebenfalls ihre Bundesprominenz auf: Die Grünen zum Beispiel Außenminister Joschka Fischer, die FDP ihren Parteichef Guido Westerwelle. Während die Liberalen am Mittwoch in Brandenburg/Havel den Startschuss für die heiße Phase geben, verteilen die Grünen derzeit grünes Eis am Stil in den Schwimmbädern. Sie starten ihren Endspurt erst am 28. August in Potsdam.

Michael Mara

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