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Brandenburg: Der Prinz im Keller Hohenzollern-Spross ist Praktikant im Justizministerium

Potsdam. Standesgemäß untergebracht ist er nicht: Der junge Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen hat ein winziges Büro im Keller des brandenburgischen Justizministeriums.

Potsdam. Standesgemäß untergebracht ist er nicht: Der junge Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen hat ein winziges Büro im Keller des brandenburgischen Justizministeriums. Der Besucher kann es leicht verfehlen – der Flur ist lang und liegt im Halbdunkel. An der Tür steht nur „Abteilung II und III – Referendare“. Dabei ist Friedrich Wilhelm der erste HohenzollernPrinz im Dienst des Landes Brandenburg. Den 24-Jährigen, der sich im Ministerium „der Einfachheit halber“ mit „Herr von Preußen“ anreden lässt, stört das Kellerbüro nicht. Im Gegenteil: „Ich bin froh, dass ich überhaupt ein eigenes Büro habe.“

Der 1979 in Berlin geborene älteste Sohn von Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen, dem derzeitigen Chef des Hauses Hohenzollern, studiert Jura. Bisher in Bonn, ab Frühjahr in Lausanne. Während der Semesterferien absolviert er ein Praktikum im Justizministerium. Nicht zufällig: „Ich wollte nach Potsdam“, sagt er, „wegen der Geschichte, der Tradition“. In Bremen sei er zwar aufgewachsen, aber nie richtig heimisch geworden. „In Potsdam sind meine Wurzeln“. Er spüre das, wenn er durch Potsdam gehe. Es existiere eine besondere Nähe, die von seinen Vorfahren geprägte Stadt sei für ihn etwas ganz Besonderes.

Solange die Mauer stand, war der Preußen-Spross nie in Potsdam. „Ich kannte es nur von Bildern und aus den Erzählungen meines Großvaters. Unser Weg endete immer in West-Berlin an der Glienicker Brücke.“ Friedrich Wilhelm würde nach abgeschlossenem Examen „sehr gern“ nach Brandenburg kommen. Er empfinde es als Verpflichtung, eine vierhundertjährige Tradition, die 50 Jahre zwangsweise unterbrochen war, nun fortzusetzen.

Doch zunächst einmal muss er im Keller des Justizministeriums, das einst die kaiserliche Kadettenanstalt beherbergte, Akten wälzen. Er bearbeitet Eingaben zu politischen Straftaten. Die Nähe zur Politik findet der Preußen-Prinz „spannend“. Da sei etwas ganz anderes als die Theorie an der Uni. Erstaunt ist er über „die langen Wege“ der Vorgänge, die über viele Schreibtische gehen, von vielen Augen gelesen werden.

Was Friedrich Wilhelm, wenn er mit dem Studium fertig ist, machen will, weiß er noch nicht, aber er würde gern die Juristerei mit Politik und Geschichte verbinden. „Dafür schlägt mein Herz.“ Besonderes Interesse hat er an Europarecht und Europapolitik. In der Politik selbst, glaubt er, sei sein Name eher hinderlich. Den „Preußens“ werde schnell ein Stempel aufgedrückt. Deshalb zöge er die „zweite Reihe“ vor. Michael Mara

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