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Brandenburg: Die Blitzer bleiben scharf

Studie über Wirkung von Radarfallen verlängert

Bad Freienwalde/Nauen - Die Blitzer auf den Bundesstraßen 158 Berlin - Bad Freienwalde und B 5 hinter Nauen werden nicht abgebaut – obwohl das so geplant war. Ursprünglich sollten die dicht hintereinander stehenden zwölf Geschwindigkeitsmesser in diesen Tagen demontiert werden. Doch nun hat die Bundesanstalt für Straßenwesen ihre eigentlich auf zwei Jahre ausgelegte Untersuchung bis Ende 2007 verlängert. Außerdem wollen die zuständigen Landkreise Märkisch-Oderland und Havelland die Geräte ab 2008 in eigener Regie übernehmen. Das teilte Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD) mit. Offensichtlich decken die Strafgelder von ertappten Verkehrssündern die Ausgaben von jährlich rund 100 000 Euro für den Betrieb und die Pflege der Blitzer und Kameras.

Die in Bergisch-Gladbach ansässige Bundesanstalt für Straßenwesen begründet die Verlängerung des Versuchs mit noch laufenden Untersuchungen in anderen Bundesländern. Zusammen mit der Technischen Universität Dresden wollen die Verkehrsexperten an mehreren Bundesstraßen die Wirkung von fest installierten Blitzanlagen testen. Denn die Meinungen darüber sind in der Fachwelt geteilt: Die einen bezweifelten jeglichen Erziehungseffekt, da die Autofahrer beim Erkennen von Blitzern die Geschwindigkeit nur kurz einhalten und dann wieder Gas geben würden. Das andere Expertenlager spricht von einem erzieherischen Effekt der „Starenkästen“, weil sich viele Fahrer durch die Kontrolle aufschrecken ließen. Bisher liegt noch keine Auswertung der Messungen vor.

Die Polizei hat auf beiden Brandenburger Versuchsstrecken eine Verringerung der gefahrenen Geschwindigkeiten festgestellt – und es gab keine schweren Unfälle, die auf ein überhöhtes Tempo zurückzuführen waren. Dennoch kam es gerade auf der Blitzerstrecke der B 158 zu tragischen Unglücken. Allerdings waren sie verursacht durch Alkohol am Steuer, riskantes Überholen und technische Defekte an Fahrzeugen.

Deutlich abgenommen hat laut Polizei die Zahl der durch „Angstbremser“ ausgelösten Unfälle. Gerade in den ersten Monaten nach der Scharfschaltung der Blitzer hätten ortsfremde Autofahrer beim Anblick eines „Starenkastens“ oft vor Schreck ruckartig das Bremspedal gedrückt und Auffahrunfälle provoziert. Selbst Überholvorgänge wurden plötzlich abgebrochen, wodurch es wiederum zu Karambolagen kam. Die Polizei stellte deshalb Warnschilder auf, die auf Radarkontrollen hinweisen.

Abschreckende Wirkung hatten nicht zuletzt die ungewöhnlichen Strafen für notorische Langsamfahrer. Vor allem Berliner Autofahrer schlichen auf dem Weg zum deutsch-polnischen Grenzübergang Hohenwutzen aus Angst vor den Blitzern die 14 Kilometer lange Kontrollstrecke mit maximal Tempo 50 entlang, wodurch sie vor allem Pendler zu waghalsigen Überholmanövern provozierten. 20 Euro betrug die Strafe für absichtliches Langsamfahren.

Im Unterschied zu anderen Straßen in Brandenburg sind die Blitzer an den Teststrecken der B 5 und B 158 auf jeden Fall aktiviert. Gewöhnlich ist im Land im Schnitt nur jeder vierte „Starenkasten“ tatsächlich mit einer Kamera bestückt.

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