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Brandenburg: Die Brandenburger Brezel-Theorie

Nomen est omen: Das Gebäck muss einfach aus Prötzel kommen

Von Sandra Dassler

Prötzel. Die Ur-Brezel soll nicht in Schwaben, sondern in Brandenburg gebacken worden sein. Genauer gesagt: in dem kleinen Ort Prötzel bei Strausberg. Das vermutet jedenfalls Dieter Noeske aus Luckenwalde. Der Regionalforscher und Studienrat im Ruhestand hat sich schon oft über die offizielle Geschichtsschreibung von Prötzel geärgert: „Laut erster schriftlicher Erwähnung hieß Prötzel um 1375 ,Pretzel‘, im Slawischen also ,Precel‘. Das sollte angeblich ,Grenze‘ heißen. Aber ,Grenze‘ heißt in slawischen Sprachen ,granica‘ – also habe ich ins polnische Wörterbuch geschaut. Und siehe da: Precel bedeutet Brezel, ist also ein ins Polnische übernommenes deutsches Wort.“

Das war der Beginn von Noeskes Brezel-Theorie – die auch erklärt, wie die Brezel nach Schwaben kam. Schließlich siedelten im Gebiet des heutigen Prötzel vor der Einwanderung der Slawen die Semnonen, ein germanischer Stamm. Die Semnonen sollen die ersten Brezeln aus Roggenmehl und Eiern gebacken und das Rezept mitgenommen haben, als sie ihre Heimat verließen und sich in Thüringen und Schwaben ansiedelten. Bei den Slawen geriet die Brezel dann in Vergessenheit – bis sie nach 1157 von christlichen Mönchen als Fasten- und Abendmahlgebäck an Spree und Oder zurückgebracht wurde.

Dieter Noeske hat nun sogar eine Ur-Brezel in Prötzel backen lassen: Um seine Theorie zu belegen, um zu beweisen, dass auch Roggenmehl-Brezeln schmecken, und um zu zeigen, dass Geschichte viel Spaß bereiten kann. Letzteres ist ihm gelungen. „Ick hab’ mir amüsiert wie Bolle“ sagt der 69-Jährige. Seit eine Nachrichtenagentur über seine These berichtete, ist er ein gefragter Interviewpartner – besonders bei süddeutschen Zeitungen. Schließlich gilt die Brezel den Schwaben und auch manchem Bayern als Nationalgebäck. „Ich wollte aber keinen Brezelkrieg lostreten“, beteuert der Luckenwalder etwas erschrocken.

Dabei wurde die Brezel möglicherweise weder in Brandenburg noch in Schwaben erfunden. Irene Krauß, Wissenschaftlerin und Autorin von „Gelungen geschlungen. Das große Buch der Brezel“, verriet dem Tagesspiegel ihre Theorie: „Die Brezel entstand aus dem römischen Ringbrot. Die Christen aßen es zum Abendmahl und spätestens im 11. Jahrhundert nahm es dann die Form einer Brezel an.“

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