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Brandenburg: Die Göttin schwebt ein

Potsdam. Wenn Götter einschweben, dann benutzen sie normalerweise einen Streitwagen mit feurigen Rössern oder zumindest eine Wolke.

Potsdam. Wenn Götter einschweben, dann benutzen sie normalerweise einen Streitwagen mit feurigen Rössern oder zumindest eine Wolke. Nicht so Minerva von Sanssouci. Sie nahte am gestrigen Freitag im Lastwagen. um an der Großen Fontäne wieder Platz zu nehmen. Unter den Blicken von zahlreichen Parkbesuchern und Mitarbeitern der Preußische Schlösserstiftung wurde die blendend weiße Marmorstatue vorsichtig auf einen Denkmalsockel gehoben- sehnsüchtig erwartet vom Kriegsgott Mars, der seinen angestammten Platz bereits jenseits des Weges eingenommen hat.

Für den Bildhauer und Steinrestaurator Peter Flade ist die Montage der 1,5 Tonnen schweren Göttin Höhepunkt und Abschluss zweijähriger intensiver Arbeit. Mehrfach hat er im Auftrag der Schlösserstiftung Marmorfiguren kopiert, denn seit einigen Jahren werden die wertvollsten Arbeiten aus dem 18. und 19. Jahrhundert gegen Nachbildungen ausgewechselt. Die bisher unter freiem Himmel stehenden und daher arg lädierten Originale sollen in einem noch zu schaffenden Lapidarium gezeigt werden, wie die für die Skulpturen der Schlösserstiftung zuständige Kustodin Saskia Hüneke erläuterte. Zur Zeit würden verschiedene Gebäude auf ihre Eignung geprüft.

Ein barockes Original zu kopieren, stellt an heutige Bildhauer höchste Ansprüche, sagte Saskia Hüneke. Sie ist voll des Lobes für die hohe Qualität der von den Bildhauern Peter Flade, Robert Freund, Andreas Klein und Wolfgang Wille abgelieferten Arbeiten. Die fachliche Betreuung erfolgte durch die Schlösserstiftung, die das Programm fortsetzt. Zum „Französischen Figurenrondell“, das die Große Fontäne einschließt und als eines der Höhepunkte im bildhauerischen Schmuck von Sanssouci gilt, kehrte als Kopie neben Minerva und Mars auch Jagdgöttin Diana zurück. Und demnächst wird der Gott der schönen Künste, Apollon, auf seinen Sockel gestellt, auch er eine Replik.

Zwei leere Sockel an der Großen Fontäne signalisieren, dass auch sie demnächst wieder besetzt werden. Auf ihre Nachbildung warten überdies marmorne Staatsgeschenke des französischen Königs Ludwigs XV. an den Preußenkönig Friedrich II. Während bei den bekannten Statuen von Venus und Merkur von Jean Baptiste Pigalle gleich an der großen Schlosstreppe nichts weiter geschieht, weil sie Kopien aus dem 19. Jahrhundert sind, deren Originale im Berliner Bodemuseum stehen, gibt es bei zwei Jagdgruppen von Lambert Sigisbert Adam starken Handlungsbedarf. Die Allegorien von Luft und Wasser sowie Feuer und Erde befinden sich in einem Besorgnis erregenden Zustand und kommen demnächst ins Bildhaueratelier.

Das 1748 angelegte Rondell am Fuß des Weinbergs, auf dem Schloss Sanssouci steht, erhielt 1750 die ersten Skulpturen. Die Vervollständigung zog sich bis 1764 hin. Mit der „weltumspannenden Allegorie der Götter und der Elemente“, wie Hüneke sagte, war ein künstlerisches Ensemble entstanden, das seinesgleichen sucht. „Der Zustand der Skulpturen am Rondell und an anderen Orten im Park verschlechterte sich in den vergangenen Jahrzehnten rapide. Leider war erst nach der Währungsunion und Wiedervereinigung der Ankauf von carrarischem Marmor möglich, und so konnten wir 1990 mit der Auswechslung der Originale durch Kopien beginnen".

Damit sein an eine alte Tradition abgeknüpft worden, denn schon im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert seien unter freiem Himmel aufgestellte Plastiken von besonderem Wert in Innenräume versetzt und im Park durch Repliken ersetzt. Das betraf auch antike Figuren, die in die Berliner Antikensammlung kamen. Helmut Caspar

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