zum Hauptinhalt

Brandenburg: Die grüne Hölle

Auf der Skate-Strecke durch die Wälder bei Luckenwalde häufen sich schwere Unfälle. Jetzt soll sie entschärft werden

Luckenwalde. Eigentlich sollte durch die neue Piste alles besser werden. Auf Europas längster Skate-Strecke im Fläming zwischen Luckenwalde, Trebbin und Jüterbog sollten die Skate-Enthusiasten gefahrlos rollen. Doch immer wieder kommt es auf der „Fläming-Skate“ zu schweren Unfällen. Allein im vergangenen Jahr waren es 22. Erst am Sonntag stürzte ein 51-jähriger Berliner und wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht. Eine Woche zuvor war eine 33-Jährige gestürzt und hatte sich schwere Verletzungen zugezogen. Beide Unfälle ereigneten sich auf einem abschüssigen Abschnitt bei Ließen, wo Skater bis zu 50 km/h erreichen können. Und beide Opfer trugen keine Schutzkleidung. „Die Ausrüstung vieler Inline-Skater reicht nicht aus“, sagt Traugott Heinemann-Grüder, Chef des Tourismusverbandes Teltow-Fläming und selbst leidenschaftlicher Skater. „Vor allem ein Schutzhelm würde die Schwere vieler Kopfverletzungen verringern.“ Er hätte wohl auch den einzigen tödlichen Unfall verhindert. Eine Radfahrerin stieß vor einigen Wochen mit zwei Skatern zusammen und starb. Auch sie trug keinen Helm.

Dabei war die Eröffnung des 100 Kilometer langen Asphaltbandes als „touristisches Aushängeschild“ des südlich Berlins gelegenen Landkreises gefeiert worden. Täglich rollen Hunderte Menschen jeden Alters über die vorrangig durch Wälder und Heide führende Strecke. An Wochenenden mit schönem Wetter tummeln sich hier zusammen mit zahlreichen Radfahrern bis zu 5000 Skater. Sie finden in den Hotels und Pensionen nicht nur reichlich Material zum Ausleihen sondern auch spezielle Skater-Menüs mit viel Obst und leichtere Kost. Zum Angebot gehören ebenso Kurse für Anfänger. Insgesamt nahm das Tourismusgeschäft in der Region durch die Bahn einen spürbaren Aufschwung.

Doch jede Unfallmeldung schadet dem Image. „Viele Besucher überschätzen ihr Können“, meint Detlef Gärtner, in der Kreisverwaltung unter anderem für die „Fläming-Skate“ zuständig. „Sie können zwar Schlittschuhfahren, doch das Schwierige beim Skaten ist eben das Bremsen und Anhalten. Da passieren die meisten Unfälle.“

Das kann jeder Teilnehmer eines Anfänger-Lehrgangs bestätigen. Dort beansprucht das Üben des richtigen Fallens nach vorn die meiste Zeit. Plastikschützer – so genannte Protektoren – verhindern bei einem Sturz auf den Asphalt Abschürfungen an Knien und Ellbogen. Wer allerdings mit viel Schwung nach hinten umfällt, schlägt oft mit dem Kopf auf und verletzt sich. „Wir können als Landkreis natürlich keine Helmpflicht verordnen“, sagt Detlef Gärtner. „Aber wenigstens die Strecke wollen wir so weit wie möglich entschärfen.“

In der Tat drängen sich Parallelen zum Nürburgring auf, jener gefürchteten Rennstrecke, die der frühere Formel-1-Weltmeister Jackie Stewart einst als „Grüne Hölle“ bezeichnete. Deshalb wird die Bahn nun vor allem an den unübersichtlichen Stellen mit engen Kurven durch einen Strich geteilt, um Zusammenstöße im Gegenverkehr zu verhindern. Auch Büsche und Hecken, die in Kurven die Übersicht beeinträchtigen, verschwinden.

Allerdings müssen sich die Planer durch ein bürokratisches Dickicht kämpfen. Auf der Bahn gilt die Straßenverkehrsordnung, weil sie ursprünglich als Radweg konzipiert und finanziert worden war. Außerhalb geschlossener Ortschaften müssen sich Fußgänger, und als solche gelten die Skater, eigentlich am Rand der linken Fahrbahn bewegen. Eine wegen der Sicherheit vorgenommene Einteilung der Bahn in einen Rechts- und Linksverkehr verstößt also eigentlich gegen die Vorschriften. Auch die Ausweisung bestimmter Streckenabschnitte als „Fahrradstraße“ stiftet Verwirrung. Viele Skater fühlen sich auf einer laut Werbung eigens für ihr Hobby angelegten Bahn gegenüber Radlern im Vorrang. Nach der Verkehrsordnung haben auf Fahrradstraßen jedoch Radler das Sagen.

So oder so ist bei einem Ausflug auf den Kurs die Mitnahme eines Handys zu empfehlen. Alle 200 Meter stehen am Rande neuerdings Pfosten mit einer Kilometerangabe. Die Polizei besitzt Karten mit einer genauen Streckenübersicht, so dass im Notfall der Rettungswagen genau an die Unfallstelle geschickt werden kann.

Zur Startseite