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Brandenburg: Die künstliche Dickdarmzelle

Der Unterschied zwischen Dickdarm und Leberzellen ist zum einen, dass die eine Nahrung zersetzt, die andere Alkohol. Und zum anderen, dass man Leberzellen züchten kann, Dickdarmzellen bis vor kurzem aber nicht.

Der Unterschied zwischen Dickdarm und Leberzellen ist zum einen, dass die eine Nahrung zersetzt, die andere Alkohol. Und zum anderen, dass man Leberzellen züchten kann, Dickdarmzellen bis vor kurzem aber nicht. Die brauchte aber Pablo Steinberg, gebürtiger Argentinier und Professor für Ernährungstoxikologie an der Uni Potsdam, denn er untersucht Tumore am Dickdarm.

Steinberg will wissen, ob Stoffe wie Schädlingsbekämpfungsmittel oder Rückstände von Tierarzneimitteln Krebs erzeugen. Steinberg: „Bis jetzt haben wir an lebenden Ratten und Mäusen untersucht, wie Substanzen auf Dickdarmzellen wirken“, sagt er. Ein Verfahren, dass die Wissenschafter für ethisch bedenklich halten. Und so entwickelte der 44-Jährige eine Prozedur, Dickdarmzellen von Nagetieren zu entnehmen und sie im Labor lebend zu verewigen. Eine ganz neue Methode brauchte Pablo Steinberg dazu nicht. Er konnte seine Erfahrungen mit den Leberzellen nutzen. Um die unsterblich zu machen, fügt man einem Affenvirus eine bestimmte Gensequenz hinzu und infiziert anschließend die Zelle mit dem Virus. „In der Leberzelle wird von dieser Gensequenz dann ein Protein hergestellt, welches andere Proteine an ihrer Arbeit hindert“, erklärt der Professor. „Und zwar jene, die sich darum kümmern, dass die Zelle stirbt, wenn ihre natürliche Lebenszeit abgelaufen ist.“ So wird Unsterblichkeit geschaffen. Nur funktionierte das nicht bei Dickdarmzellen. Bis Steinberg bedachte, dass die Zellen aus ihrer dreidimensionalen Struktur gerissen werden und daher sehr anfällig sein könnten. Also begann er die Infizierung mit dem Virus immer früher, bis er genau den richtigen Zeitpunkt fand – ein Erfolg nicht nur aus ethischen, sondern auch aus praktischen Gründen: Er kann seine Experimente nun direkt auf zellularer Ebene durchführen. Das hat auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft so gesehen, die zusammen mit der Universität Potsdam dieses Projekt finanziell unterstützt hat. Schließlich erkranken jedes Jahr 50000 Menschen in Deutschland an Dickdarmkrebs, 30000 sterben in der Folge. „Nun kann man die Wirkung verschiedener Substanzen an Ratten-Dickdarmzellen testen, sie mit Arzneimitteln untersuchen und sehen, ob sie die Zellen krank machen“. Für die Methode gibt es inzwischen ein Patent. Nun können auch andere Labore sie nutzen. Auch zum Nutzen der Ratten.wih

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