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Brandenburg: Die Super-Mami von der SPD

Martina Münch soll Vize im Landesvorstand werden Sie hat sieben Kinder – wie Familienministerin Leyen

Cottbus - Martina Münch hört es nicht sonderlich gern: Sie sei gewissermaßen die Ursula von der Leyen Brandenburgs. Das ist jetzt häufiger über die 44-jährige SPD-Landtagsabgeordnete zu lesen, die am 1. Juli zur Stellvertreterin von Matthias Platzeck im SPD-Landesvorstand gewählt werden soll. Der Vergleich mit der Bundesfamilienministerin von der CDU ist zwar nicht besonders originell, liegt aber nahe: Schließlich ist Münch genau wie von der Leyen Politikerin, Ärztin – und Mutter von sieben Kindern.

Allerdings hören an diesem Punkt die Gemeinsamkeiten auch schon auf: Anders als von der Leyen hat sich Münch in ihrer politischen Karriere bislang nicht mit ihren sieben Kindern inszeniert. Die eigene Mutterrolle in Landtagsreden als Modell für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie herausstellen? Macht sie nicht. Ob als gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion oder als Vorsitzende des Ausschusses für Wissenschaft und Kultur – Münch profilierte sich als sachorientierte Fachpolitikerin. Eine, die Probleme lösen, nicht polarisieren will und sich nicht in den Vordergrund drängt, heißt es in der SPD.

Allenfalls auf ihrer Homepage findet sich ein Hinweis auf die eigene Großfamilie: Ein Wohnzimmerfoto mit ihrem namentlich nicht genannten Ehemann, den fünf Söhnen und zwei Töchtern – und ein dürrer Satz: „Durch meine Kinder und meine berufliche und politische Tätigkeit sind mir viele alltägliche Sorgen und Probleme sehr vertraut.“ Daher wolle sie sich auch für die Interessen von Kindern, überhaupt von Schwachen und Benachteiligten, einsetzen. Sie finde es nicht glücklich, hat Münch einmal gesagt, wie von der Leyen ihre Familie und ihre Kinder für ihre Zwecke instrumentalisiere. Andererseits macht sie auch keinen Hehl aus ihrem Respekt dafür, wie die Bundesfamilienministerin hartnäckig für bessere Bedingungen für Familien streitet.

Münch, die aus Baden-Württemberg stammt, hat 1980 bis ’87 in Hamburg, Heidelberg, London und den USA Medizin studiert und über Hirnveränderungen bei Schizophrenen promoviert, ehe sie einige Jahre als Neurologin am Berliner Virchow-Klinikum gearbeitet hat. Seit ihr Mann 1994 Arzt am Klinikum Cottbus wurde, lebt die Familie in der Lausitz. Münch selbst hatte ursprünglich vor, wissenschaftlich Karriere zu machen. Doch sie wurde gleich nach ihrer Promotion schwanger, bald folgte weiterer Nachwuchs: „Nach jeder Geburt habe ich gedacht, es wäre schön, wenn es nicht die letzte wäre.“

Aber sich ganz in die Familie zurückziehen, das wollte Münch auch nicht. So begann ihre politische Karriere in Brandenburg. Seit jungen Jahren SPD-Mitglied, kandierte sie 1998 für das Cottbuser Stadtparlament, wo sie 2003 den Fraktionsvorsitz übernahm. In der Landes-SPD, in der es an kompetenten Frauen für Führungspositionen mangelt, erkannte man ihr politisches Talent: Seit 2004 sitzt Martina Münch im Landtag. Als stellvertretende SPD-Vorsitzende in Brandenburg wird sie die Chance haben, aus der zweiten Reihe herauszutreten.

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