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Brandenburg: Dubioser Grundstücksverkauf:Racheakt oder Filz?

Chef der Wohnungsbaugesellschaft soll bevorzugt worden sein

Von Thorsten Metzner

Potsdam. Um Immobilien wird in Potsdam mit dubiosen Methoden gekämpft: Vor einigen Wochen bedrängten Geschäftsleute das amtierende Stadtoberhaupt Jann Jakobs (SPD), er möge bei einem geplanten Immobiliengeschäft zu ihren Gunsten auf die städtische Wohnungsgesellschaft Gewoba einwirken, deren Aufsichtsratschef er ist. „Anderenfalls drohten sie mit Blick auf den Wahlkampf mit der Veröffentlichung der Geschichte, die jetzt in Spiegel und Bild zu lesen ist“, sagte Jakobs dem Tagesspiegel. „Es handelt sich offenbar um einen Racheakt, weil diese Leute nicht zum Zuge gekommen sind.“ Die Vorwürfe, der damalige Oberbürgermeister Matthias Platzeck und er selbst als Gewoba-Aufsichtsratschef hätten dem Gewoba-Geschäftsführer Horst Müller zwei Häuser zu „Schnäppchen-Preisen“ zugeschanzt, wies Jakobs zurück. „Das ist alles seriös gelaufen.“ Der Kaufpreis habe sogar über dem Verkehrswert gelegen. Zum Sachverhalt: Gewoba-Geschäftsführer Müller hatte im November 2001 aus dem Bestand der eigenen Gesellschaft zwei zusammenhängende Reihenhäuser in Babelsberg erworben, eins für 435 000 Mark, ein kleineres für 230 000 Mark. Für das größere Haus hatte es eine öffentliche Auschreibung gegeben, drei Angebote lagen höher, doch die Bieter sprangen nach seinen Angaben ab. Für die 67 Jahre alten Häuser zahlte Müller 15 000 Mark über dem gutachterlichen Verkehrswert. Dass bei dem kleineren Nachbarhaus eine Ausschreibung unterblieb, bestätigte Jakobs. Dies sei geschehen, weil es als Einzelobjekt schwer zu verwerten gewesen sei. Auch hier habe der Kaufpreis über dem Verkehrswert gelegen. „Wir sind nicht zu Ausschreibungen verpflichtet.“

Jakobs betonte, dass der Verkauf der beiden Häuser – in die Müller mit seiner fünfköpfigen Familie und seiner 89jährigen Mutter ziehen will – transparent erfolgt sei: Nicht nur der Finanz- und Personalausschuss der Gewoba, sondern auch der Hauptausschuss der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung habe dem Verkauf zugestimmt. Dort sind alle Potsdamer Rathaus-Parteien vertreten. Vor einigen Tagen waren bereits Vorwürfe erhoben worden, der damalige Oberbürgermeister Platzeck habe Volker Schlöndorff mit einem Bittbrief an die Finanzministerin beim Kauf einer Villa geholfen.

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