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Brandenburg: Ein königliches Vergnügen

Das Marmorpalais ist nach 15 Jahren Sanierung jetzt vollständig zugänglich. Die Potsdamer kamen zur Wiederentdeckung

Potsdam - Die Frau mit der Pantoffelkiste kam im frisch sanierten Marmorpalais in Potsdams Neuem Garten gestern nicht zur Ruhe. Fast pausenlos trug sie das Schuhwerk vom Ausgang wieder zum Eingang des Schmuckstückes am Heiligen See. Hier wurde die Dame von den Wartenden jedes Mal freudig begrüßt – konnten doch nun wieder neue Gäste die einstige Sommerresidenz der preußischen Könige entdecken. „Wir haben 300 Paar Pantoffeln vorrätig“, sagte Kastellan Günter Voegele. „So viele Leute lassen wir gleichzeitig ins Palais.“ Ohne die Filzschoner darf niemand in das von Friedrich Wilhelm II. 1787 bis 1791 erbaute Schlösschen. Und so hielt sich in dessen 40 Räumen auch das Gedränge im Rahmen.

Schon am Morgen dieses ersten Öffnungstages hatten sich lange Schlangen vor dem Eingang gebildet. Doch unter den Neugierigen vor der Kasse herrschte trotz Wind und Regenschauer gute Stimmung. Das lag vor allem an der Schwärmerei der vom Ausgang her kommenden Besucher. Von „phantastisch“ bis „märchenhaft“ reichten die Kommentare. Wer die Besucher nach den in ihren Augen besonders schönen Dingen fragte, erhielt Dutzende Antworten. Die antiken Skulpturen, das Parkett, die Deckengestaltungen, die kostbaren Möbel und Gemälde, das orientalische Zeltzimmer, der Kloebersaal oder ganz einfach der Ausblick auf den Heiligen See. Der ist allerdings bis 2008 nur an wenigen Stellen möglich. So lange hängen noch Planen vor den Gerüsten für die Sanierung der Außenwände.

Im Innern aber ist fast alles fertig. Rund zehn Millionen Euro hat die Renovierung bisher gekostet. Dabei hatten die Restauratoren manchmal unerwartetes Glück. Als die Nationale Volksarmee 1961 ausgerechnet in diesem Schloss ihr Museum einrichtete, verkleidete sie aus Bequemlichkeit die Wände nur mit Pappe und Holz. Dahinter konnte sich stellenweise der jahrhundertealte Schmuck erhalten. Auch einige originale Türen blieben bewahrt, sie mussten nur von mehreren Farbschichten befreit werden.

Unter den Besuchern am Freitag waren auch ungewöhnlich viele Potsdamer, die ihre Schlösser und Gärten an Feiertagen sonst den auswärtigen Gästen überlassen. 15 Jahre hatte die Sanierung des Marmorpalais gedauert. „Jetzt will ich wissen, wie schön es geworden ist“, erklärte ein Herr aus Babelsberg.

Das Marmorpalais im Neuen Garten ist an allen Ostertagen von 10 bis 17 Uhr (letzter Einlass) geöffnet.

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