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Brandenburg: Ein Schloß-, Park- und Dorfensemble, umgeben von weiten Havelwiesen

Zwei Ausstellungen in Paretz: "Ein Museum für das Schloß" und "Vom Schönen und Nützlichen" anläßlich des 250.Geburtstages von Baumeister David GillyVON HANNE BAHRA PARETZ.

Zwei Ausstellungen in Paretz: "Ein Museum für das Schloß" und "Vom Schönen und Nützlichen" anläßlich des 250.Geburtstages von Baumeister David GillyVON HANNE BAHRA PARETZ.Eine gute Nachricht für alle Luisenverehrer und Liebhaber der märkischen Schlösserlandschaft: Für Schloß Paretz hat die Zukunft begonnen.Seit heute präsentieren sich der neue Hausherr, die Fachhochschule Potsdam (FHS) und ihr Mitnutzer, der Verein Historisches Paretz, mit zwei Ausstellungen unter einem Dach.Die neue Wendung im jahrelangen Prozeß der Annäherung an einen gemeinsamen Umgang mit dem alten Landsitz Friedrich Wilhelm III.und seiner Luise gab die Zustimmung des Kulturministeriums für den Rückbau des Ostflügels zum Schloßmuseum.Gerne hätte die FHS noch länger über einen abstrakteren Umgang mit der Vergangenheit nachgedacht, doch ausschlaggebend war neben der Hartnäckigkeit des Vereins und vieler Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten auch der Finanzierungsbedarf.Der ist zwar von keiner Seite gedeckt, doch die einen haben den kleinen Haushalt aus der Hochschulbaufinanzierung; die anderen bauen auf den Ruf des Hauses und ihre guten Beziehungen.Also, Ende gut, alles gut? Die mentale Ebene zwischen den Partnern ist weniger geklärt.Was sich dem Besucher in Paretz derzeit als gelungene Ergänzung von restauratorischen und konservatorischen Bemühungen einerseits sowie dynamischer Didaktik und moderner Präsentation andererseits darbietet, sucht noch einen gemeinsamen Nenner.Doch Tradition und Pioniergeist wohnen in Paretz schon lange unter einem Dach.In der Ausstellung "Paretz - Ein Museum für das Schloß" wird vom Verein erstmals die Konzeption für das Schloßmuseum vorgestellt.Etwa eine Million Mark für den Umbau des Anfang der 50er Jahre als Bauernhochschule, später als Tierzuchtanstalt benutzten Gebäudes werden nötig sein, um Wände, Fenster und Türen der sieben Schloßräume im Ostflügel wieder in den alten Zustand zu bringen.Bis auf einige Tapeten ging auch die wertvolle klassizistische Raumausstattung verloren.Um wieder ein authentisches Bild vom Königspaar geprägten, wegen seiner bürgerlichen Schlichtheit berühmten Wohnkultur herstellen zu können, hofft Matthias Marr vom Verein Historisches Paretz, der sich seit 1990 um die Rettung von Dorf und Schloß bemüht, auch auf Leihgaben.Manchmal haben Möbel, wie die aus der Luisenwohnung im Potsdamer Stadtschloß, ihre angestammten Stätten überlebt.Mit dem geplanten Rückbau der königlichen Räume, deren Wände einst die berühmten Paretzer Tapeten aus Berliner Werkstätten schmückten, ist die Vorgabe der Franz Cornelsen Stiftung für die Übernahme der etwa zwei Millionen Mark teuren Restaurierung dieser wertvollen Raritäten gesichert.Erstmals sind nun in Paretz drei Originale zu sehen.Während sich so die eine Ausstellung dem Detail widmet, führt die andere in die großen Zusammenhänge des Bauwesens um 1800."Vom Schönen und Nützlichen.Konstruktion und Natur" nennt sich die Ausstellung der Potsdamer Fachhochschule anläßlich des 250.Geburtstages von David Gilly.Das Paretzer Schloß-, Park- und Dorfensemble, umgeben von weiten Havelwiesen, zählt zu den bedeutendsten Hinterlassenschaften des Meisters der klassizistischen Landbaukunst.Gilly stand am Beginn der Moderne.Seine Zeitschrift "Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten, die Baukunst betreffend" war die erste moderne deutsche Fachzeitschrift für das Bauwesen, die 1799 von ihm mit Eytelwein und Riedel gegründete Bauakademie (spätere TH Charlottenburg) die erste technische Hochschule Deutschlands.Vignetten und Kupferstiche aus dem Bestand der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten, die Vorlagen zu Gillys Zeitschrift waren, sowie von Studenten der FHS gebaute Modelle von Eisengußbrücken, Schleusen, Gutsanlagen und Bohlenbinderkonstruktionen zeugen von der alten Sehnsucht nach Harmonie zwischen Schönheit und Nutzen. Paretz, 20 km nord/östlich von Potsdam erreicht man über die B 273 Richtung Nauen.Beide Ausstellungen sind bis zum 19.Juli Sa/So von 12-18 Uhr geöffnet.

HANNE BAHRA

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