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Brandenburg: Ein Tritt, ein Schlag

Attacke auf Ermyas M.: Was die Ermittler jetzt wissen

Potsdam - Es war nur ein einziger Schlag, der Ermyas M. am Ostersonntag traf – so brutal, dass er danach tagelang um sein Leben kämpfte. Nach der dabei erlittenen Schädel-Hirn-Verletzung ist der 37-jährige Deutsch-Äthiopier inzwischen zwar wieder bei Bewusstsein, aber noch nicht vernehmungsfähig. Fest steht für die Ermittler inzwischen, wer so brutal zuschlug: Björn L., der nach einer Entscheidung des Ermittlungsrichters am Bundesgerichtshof von gestern weiter in Untersuchungshaft sitzt.

Wie aus den Ermittlungsakten hervorgeht, hatte Ermyas M. vor dem Schlag nach einem der beiden Tatverdächtigen – neben dem 29-jährigen Björn L. der 30-jährige Thomas M. – getreten. Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen stellt sich das Geschehen in der Tatnacht so dar: Wenige Minuten vor vier Uhr überholten zwei Männer Ermyas M. an einer Bushaltestelle in Potsdam-West. Als sie vorüber waren, habe Ermyas M. nach dem kleineren der beiden Männer getreten (vermutlich nach Thomas M.). Daraufhin habe sich der größere Mann (vermutlich Björn L.) umgedreht und zugeschlagen. Eine Zeugin beschreibt dies so: „Der Faustschlag war aus der Schulter heraus fast gerade geführt.“ Nach dem Treffer sei Ermyas M. „der Länge nach rückwärts auf der Erde aufgeschlagen und hat sich nicht mehr bewegt“.

Noch nicht ganz klar ist, wann es zu dem Disput zwischen dem späteren Opfer und den beiden Männern gekommen ist, in dessen Verlauf Ermyas M. als „Nigger“ beschimpft worden ist und er selbst einen der beiden Männer als „Schweinesau“ beschimpft haben soll – vor oder unmittelbar nach dem Tritt von Ermyas M. Der Streit ist wie berichtet auf der Handymailbox der Ehefrau von Ermyas M. aufgezeichnet. Die Aussage einer Zeugin legt nahe, dass es den Disput vor dem Tritt gab. Die Frau berichtet, es habe eine kurze Verzögerung gegeben, als die beiden Männer Ermyas M. überholten – so, als hätten sie einige Worte gewechselt. Die Stimmen der beiden Männer auf dem Mailboxmitschnitt sind von den Stimmenexperten des Landeskriminalamtes in mehreren Tests Björn L. und Thomas M. zugeordnet worden.

Geklärt ist inzwischen auch, wie Ermyas M. zu einem Blutalkoholwert von 2,08 Promille gekommen ist. Er hatte den Ermitlungen zufolge auf einer Feier unter anderem mehrere Rum-Cola getrunken. Als er seine Frau nach Hause gebracht hatte und dann nochmal ins Freie ging, nahm er sich eine Flasche Bier mit, von der die am Tatort gefundenen Scherben stammen. An einer hatten DNA-Spezialisten eine „Mischspur“ gefunden. Ein Teil der „zellulären Anhaftungen“ stammt laut Ermittlungsakte von Ermyas M., die andere DNA wird gegenwärtig Thomas M. zugeordnet.

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