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Brandenburg: Ein zweigeteiltes Land

Brandenburgs Randregionen geraten zunehmend in Schwierigkeiten VON THORSTEN METZNER Potsdam.In Brandenburg droht ein Dorfsterben, wenn der Aufschwung-Ost die berlinfernen, strukturschwachen Regionen nicht erreicht.

Brandenburgs Randregionen geraten zunehmend in Schwierigkeiten VON THORSTEN METZNER

Potsdam.In Brandenburg droht ein Dorfsterben, wenn der Aufschwung-Ost die berlinfernen, strukturschwachen Regionen nicht erreicht.Es sei nicht ausgeschlossen, daß es zu "Wüstungen" komme, sagte Brandenburgs Agrarstaatssekretär Hans-Hermann Bentrup am Donnerstag in Potsdam.Um ein weiteres Ausbluten des ländlichen Raumes durch Abwanderung und Bevölkerungsrückgang zu verhindern, will die Landesregierung am Kurs der dezentralen Konzentration, der eine gezielte Förderung der berlinfernen Regionen vorsieht, festhalten. Ein Vorstoß des Wirtschaftsministers Burkhard Dreher, geringer werdende Mittel besser auf das Berliner Umland als wirtschaftliches Rückgrat Brandenburgs zu konzentrieren, hatte kürzlich im Kabinett keine Mehrheit gefunden.Denn besonders für die ländliche Peripherie Brandenburgs zeichnet die vom Agrarstaatssekreträr vorgestellte Regierungsantwort auf eine Große Anfrage der PDS ein ernüchterndes Bild.Danach drohen dort - entgegen dem Boom im Speckgürtel - weiterer Bevölkerungsrückgang, Abwanderung und wirtschaftliche Talfahrt."Wir haben ein zweigeteiltes Land", sagte Bentrup. Und die Aussichten werden nicht besser.Geringe Wirtschaftsdynamik bringe "keine Perspektiven" für eine durchgreifende Verbesserung des Angebots von Arbeits- und Ausbildungsplätzen in den Dörfern, so das Fazit des 66-Seiten-Papiers.Gleichzeitig würden hohe Arbeitslosigkeit und geringe berufliche Chancen zur Überalterung und Entleerung der Dörfer beitragen. Dabei leben in den äußeren Randlagen Brandenburgs schon heute nur noch 20 Menschen je Quadtratkilometer (89 sind es im Landesdurchschnitt).Wenn dieser Trend sich fortsetzt, ist besonders für Mini-Dörfer zu befürchten, daß die Infrastruktur von Schulen bis Straßenbau nicht mehr zu bezahlen ist. Da die finanziellen Spielräume überhaupt kleiner geworden sind, muß die Landesregierung erste Konsequenzen ziehen.Bentrup bestätigte, daß die bislang global ausgereichten Fördermittel für Dorferneuerung vom Jahresbeginn an auf weniger Dörfer konzentriert werden sollen.Gleichzeitig will Brandenburg die Förderung von Landwirtschaft, Tourismus, Dienstleistungen und Gewerbe im ländlichen Raum stärker aufeinander abstimmen - im Sinne des Ansatzes einer "Integrierten Ländlichen Entwicklung" (ILE), für die es aus Brüssel zusätzliche Fördermittel gibt. Trumpfkarte soll dabei vor allem der Tourismus sein, da dort bei derzeit 66.000 Arbeitsplätzen die größten Steigerungsraten realistisch sind.So sollen durchgängige Rad-, Reit- und Wasserwege, aber auch ein gemeinsames Marketing der 150 Reiterhöfe im Land erreicht werden, sagte Bentrup, "man muß vom Norden in den Süden Brandenburgs reiten können." Hingegen hat die Landwirtschaft, in der heute nur noch 37.000 Menschen arbeiten, ihre frühere Rolle als wichtigster Wirtschaftsfaktor auf dem Lande endgültig verloren.Dennoch hat sich ihre Situation jetzt deutlich stabilisiert.Bentrup hob hervor, daß die Unternehmensstruktur der märkischen Agrarwirtschaft sogar wirtschaftlich effektiver als im westlichen Deutschland sei.Die LPG-Nachfolgebetriebe mit durchschnittlich 172 Hektar seien besser für die den europäischen Markt gerüstet als die Kleinbetriebe im Westen, welche durchschnittlich rund 23 Hektar bewirtschaften würden.Bentrup: "Die Bauern im Westen schauen bereits mit Argusaugen auf den Osten."

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