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Brandenburg: Eine Branche geht baden

Claus-Dieter Steyer

Das schlechte Wetter der vergangenen Tage löste an machen Brandenburger Orten regelrechte Freude aus: Die Thermal und anderen Hallenbäder verzeichnen an Regentagen in der Urlaubszeit ihre höchsten Besucherzahlen. Doch darin offenbart sich auch die große Abhängigkeit dieser Ausflugsziele vom unberechenbaren Wetter. Und die Menschen können aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen. Auf der Brandenburger Bäderkarte gibt es so gut wie keine weißen Flecken mehr. Wie mit der Gießkanne wurden die öffentlichen Mittel für die Wasserwelten verteilt. So eine Dichte gibt es nur noch in Sachsen – allerdings bei fast doppelt so vielen Einwohnern.

Mitte der 90er Jahre hatten Planer den Wellnesstourismus als eine Zukunftsbranche für Brandenburg propagiert. Große Überzeugungsarbeit mussten sie in der Landesregierung und im Landtag nicht leisten. Doch wie so oft führte der anfängliche Erfolg zu Übertreibungen. Jeder größere Ort bewarb sich um ein möglichst großes Bad. An Fördermitteln aus den Kassen der EU und des Bundes herrschte kein Mangel. Einfache Volksschwimmhallen erhielten ein Wellenbecken und abenteuerliche Rutschen. Die Sauna- und Massagelandschaften konnten nicht komfortabel genug ausfallen. Baden erschien als die Lösung aller Probleme. Hotels und Pensionen profitierten vom Ansturm gerade aus Berlin.

Doch mehr und mehr machten sich die Bäder Konkurrenz. Die Besucherzahlen gehen zurück und bringen Wirtschaftspläne zum Kippen. Viele Bäder retten sich mit teuren Umbauten. Aber noch immer wagt es niemand, auf die Bremse zu treten. Im September eröffnet im Spreewalddorf Burg ein großes Thermalbad, das dem nur wenig entfernten „Tropical Islands“ Gäste wegnehmen wird. Rheinsberg und Neuruppin kämpfen seit Jahren um eine Therme. Werden die Pläne gebilligt, sieht es für das Bad in Templin noch düsterer aus.

Potsdam wiederum ringt um die Finanzierung eines riesigen Freizeitbades auf dem Brauhausberg nach dem Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer. Die weiter südlich gelegenen Adressen in Belzig, Lübbenau oder Luckenwalde werden sich dann ebenfalls auf sinkende Besucherzahlen einstellen müssen. Denn so lange dauert auch in Brandenburg und Berlin das schlechte Wetter nicht, als dass es die Massen jeden Tag in die Bäder triebe.

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