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Brandenburg: Einweihung der Von-Ladenberg-Brücke: Potsdam hat den Stadtkanal noch lange nicht voll

So viel Prominenz zur Eröffnung einer Fußgängerbrücke über einen Kanal, der noch gar keiner ist, schien auf den ersten Blick völlig ungewöhnlich. Doch offensichtlich wollten sich weder der Regierungschef noch der Landtagspräsident, mehrere Minister, Abgeordnete und Unternehmer das Ereignis in Potsdams Mitte entgehen lassen.

So viel Prominenz zur Eröffnung einer Fußgängerbrücke über einen Kanal, der noch gar keiner ist, schien auf den ersten Blick völlig ungewöhnlich. Doch offensichtlich wollten sich weder der Regierungschef noch der Landtagspräsident, mehrere Minister, Abgeordnete und Unternehmer das Ereignis in Potsdams Mitte entgehen lassen. Oberbürgermeister Matthias Platzeck lieferte die Erklärung: Sein Ort erhalte eines der prägendsten Bauwerke in der Geschichte zurück - den Stadtkanal mit der Ladenbergbrücke. Sie trägt wie ihre historische Vorgängerin den Namen des Präsidenten der Oberrechnungskammer Philipp Wilhelm Adalbert von Ladenberg (1798-1855). Dieser hatte sich für den Bau der Brücke eingesetzt, um den Beamten der Kammer Umwege zu sparen.

Ministerpräsident Manfred Stolpe war in seiner Begeisterung gar nicht mehr zu bremsen und nannte Kanal samt Brücke einen "entscheidenden Schritt auf dem Weg zur vielleicht schönsten Landeshauptstadt Deutschlands".

Dabei wird der Potsdam-Besucher vergeblich einen Kanal mit Wasser suchen. Er findet zwischen Platz der Einheit und dem Marstall mit dem Filmmuseum einen etwa 130 Meter langen und rund 20 Meter breiten und gepflasterten Graben. Er ist ein kleines Teilstück des Ende des 17. Jahrhunderts angelegten Stadtkanals. Auf der 1,5 Kilometer langen Strecke verkehrten bis 1722 noch Havelkähne, die Baumaterial für die Innenstadt abluden. Nach und nach entwickelte sich die Gegend am Kanal zur ersten Adresse, wovon noch heute die stattlichen Häuser zeugen. Aber die Chroniken berichten auch von einem "erbärmlichen Gestank", der von dem stehenden Gewässer ausging.

Zwischen 1965 und 1975 wurde der Kanal zugeschüttet. "Nicht wegen der Gerüche", erzählte gestern ein alter Potsdamer am Rande des Eröffnungsfestes. "Den damaligen Stadtplanern passte er nichts ins Konzept. Breite Straßen und Parkplätze waren wichtiger." So wie der Mann freuten sich viele Potsdamer über ihren Kanal. "Der ist wichtiger als Stadtschloss und Garnisonkirche", meinte eine ältere Frau. Jetzt könne sie endlich so wie früher wieder flanieren. "Nur Wasser muss noch rein", sagte sie.

Doch Flutungspläne gibt es bisher noch nicht, teilte der Chef des Fördervereins, Siegfried Benn, mit. Aus technischen und finanziellen Gründen sei der Kanal nicht bis zur originalen Tiefe ausgegraben worden. Nur bei Regen oder starkem Grundwasseranstieg werde sich Wasser am Grund sammeln.

Dann wird möglicherweise auch die Ladenbergbrücke ihren Sinn erfüllen. Sie wurde genau wie die Geländerpfosten größtenteils durch Spenden bezahlt. Einig waren sich Ehrengäste und Potsdamer gestern in einem Punkt: Ohne die Bundesgartenschau (Buga) wäre das insgesamt 1,9 Millionen Mark teure Vorhaben wohl weder angepackt noch fertiggestellt worden. Nach der Buga sollen weitere Kanalabschnitte freigelegt werden.

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