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Brandenburg: Emanuel Lasker: Schach dem Bundesinnenminister in Potsdam

Spät kam Otto Schily am Ende einer turbulenten Regierungswoche, doch er kam. Der Bundesinnenminister spielte Freitagabend im Potsdamer "Alten Rathaus" beim Prominenten-Schachturnier, das zum Programm der Lasker-Konferenz gehörte.

Spät kam Otto Schily am Ende einer turbulenten Regierungswoche, doch er kam. Der Bundesinnenminister spielte Freitagabend im Potsdamer "Alten Rathaus" beim Prominenten-Schachturnier, das zum Programm der Lasker-Konferenz gehörte. Auch wenn Schily aus sieben Partien nur zwei Punkte holte - den Sieg teilten die Großmeister Juri Awerbach (Moskau) und Wolfgang Uhlmann (Dresden) - so demonstrierte der Politiker Kampfgeist und strategisches Denken, ganz im Laskerschen Sinne.

Platz 3 belegte die Potsdamerin Eveline Nünchert, eine frühere Spitzenspielerin der DDR. Mit von der Partie war auch der Berliner Schauspieler Jochen Senf, bekannt als Tatort-Kommisar Palu. Der 59-Jährige könnte sich vorstellen, auch mal einen Krimi zu drehen, der wie eine Schachpartie abläuft. Beim Simultan von Viktor Kortschnoi, Robert Hübner und Raj Tischbierek hatten 62 Schachfreunde Gelegenheit, sich mit den bekannten Großmeistern zu messen. Jeder der drei Profis demonstrierte seine Klasse - sie verloren insgesamt nur vier Partien.

Thema der dreitägigen Lasker-Konferenz in Potsdam, die heute zu Ende geht, ist die Bewahrung des geistigen Erbes des einzigen deutschen Schachweltmeisters, der als jüdischer Bürger Deutschland 1933 verlassen musste und vor 60 Jahren im Exil in den USA starb. Ministerpräsident Manfred Stolpe hatte zu Beginn der Tagung erklärt, Potsdam freue sich, Gastgeber zu sein, und bringe den Teilnehmern Offenheit und Herzlichkeit entgegen. Es sei sehr gut, dass mit Emanuel Lasker ein Mann geehrt wird, dessen Werk beinahe in Vergessenheit geraten wäre. Lasker auf das Thema Schach zu reduzieren, würde nach Stolpes Worten nur einen Teil der Persönlichkeit dieses umfassend gebildeten, vielseitig interessierten Mannes beschreiben. Er war ein weltoffener Intellektueller, der seine geistigen Fähigkeiten auf beeindruckender Bandbreite entwickelt hat. Naturwissenschaftliches, analytisches Denken prägte seine Auseinandersetzung mit Mathematik, Philosophie, Psychologie und Politik. So wie sein Geist Hürden und Barrieren überwand, lebte Emanuel Lasker mit Neugier und Selbstverständlichekeit in verschiedenen Ländern und Kulturen. Er sei zu seiner Zeit eine der bekanntesten deutschen Persönlichkeiten im Ausland gewesen und zu Weltruhm gelangt.

Manfred Stolpe verwies darauf, das tags zuvor nahezu 5000 Schülerinnen und Schüler in der brandenburgischen Landeshauptstadt spontan gegen eine antisemitische Schandtat demonstriert haben. Das sei ein Signal für das wahre Potsdam. Die Lasker-Konferenz setzte ihrerseits ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz. "Das ist es, was wir zur Zeit am dringendsten brauchen."

Die neu gegründete Internationale Lasker-Gesellschaft, zu deren Vorsitzenden der Berliner Kulturwissenschaftler Paul Werner Wagner gewählt wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das geistige Erbe des großen Deutschen in Schach, Philosophie und Mathematik zu pflegen. Darüber hinaus ist vorgesehen, Laskers ehemaliges Sommerhaus im brandenburgischen Thyrow als Schachmuseum einzurichten.

Dagobert Kohlmeyer

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