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Brandenburg: Endgültiges Aus für Chemie-Standort in Premnitz

Minister verkündete Hiobsbotschaft Kein Investor für Prefil gefunden

Premnitz/Potsdam. Nach den Pleiten von Lausitzring und Cargolifter reißen die Hiobsbotschaften für Brandenburg nicht ab: Jetzt sind auch die letzten Rettungsversuche für das seit Monaten von der Belegschaft besetzte ViskoseWerk in Premnitz gescheitert. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) verkündete die traurige Nachricht am Freitag der Belegschaft der insolventen Prefil GmbH. „Es gibt kein Angebot eines Investors." Zuvor hatte die Märkische Faser, ein Nachbarbetrieb, Interesse an einer Übernahme der Prefil GmbH mit 200 Mitarbeitern bekundet. Das Land wollte den Deal mit 29 Millionen Euro unterstützen. Doch die Märkische Faser schreckte offenbar in letzter Minute zurück. Damit blieb für Insolvenzverwalter Horst Piepenburg kein anderer Weg: Die Spinnmaschinen wurden endgültig an den einzigen Bieter, ein Unternehmen in Indien, verkauft.

Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte gegenüber dem Tagesspiegel: „Wir sind an die Grenzen des Möglichen und Verantwortbaren gegangen." Das Land könne aber einen fehlenden Investor nicht ersetzen. Die Erhaltung des Chemiestandortes Premnitz, in dem zu DDR-Zeiten das Chemiekombinat „Friedrich Engels" mit 7500 Beschäftigten seinen Sitz hatte, ist seit der Wende eine einzige Zitterpartie. Insgesamt hat die öffentliche Hand nach Angaben des Wirtschaftsministeriums rund 430 Millionen Euro in die diverse Rettungsaktionen gesteckt. Platzeck kündigte gestern an, dass das Arbeits- und Sozialministerium versuchen werde, einen Teil der Prefil-Arbeiter über Strukturanpassungsmaßnahmen bei der Demontage der Anlagen zu beschäftigen.

In Premnitz wächst die Sorge, dass das Ende von Prefil eine Kettenreaktion auslösen könnte. So droht, weil das Kraftwerk überdimensioniert ist, eine weitere Erhöhung der Strompreise, die die verbliebenen Unternehmen in Schwierigkeiten bringen könnte. Junghanns sagte, die Landesregierung werde den Standort weiter unterstützen, um die Folgen der Prefil-Pleite zu mildern. Auf Einzelheiten wollte er sich nicht festlegen. SPD-Wirtschaftssprecher Heiko Müller forderte, den gordischen Knoten zu zerschlagen: „Das Kraftwerk sollte dichtgemacht werden und dafür ein kleineres und effizienteres gebaut werden."

Müller forderte die Landesregierung auf, Lehren aus dem Premnitzer Desaster zu ziehen: Keine politischen Großprojekte. In Premnitz hätte viel früher umgesteuert werden müssen. „Man darf nicht auf das Prinzip Hoffnung bauen, wenn objektive Fakten dagegen sprechen.“ PDS-Fraktionschef Lothar Bisky sprach sich ebenfalls gegen politische Großprojekte aus. Er sagte, er befürchte für die Wirtschaft des Landes noch Schlimmeres, wenn jetzt eine Rezession komme. ma

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