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Energie: Lausitz: Erst Windparks, dann die Bagger

Der Vattenfall-Konzern plant riesige Windkraftanlagen auf künftigen Braunkohle-Tagebau-Flächen in der Lausitz. Doch für die riesigen Flächen sind auch andere Nutzungen angedacht.

Potsdam - Der Vattenfall-Konzern plant die Errichtung großflächiger Windparks in der Lausitz – auf den künftigen Braunkohletagebauen. Der schwedische Staatskonzern wolle auf den riesigen Flächen zuerst mit Windkraft Geld verdienen bevor er die Kohle aus der Erde holt, hieß es gestern aus der Landesregierung. Außerdem plant die Vattenfall-Tochter Vattenfall Europe New Energy nach Konzern-Angaben, den Einsatz von „Biomasse zur thermischen Nutzung“ in der Lausitz.

Wie es aus der Landesregierung weiter hieß, werde geprüft, ob Vattenfall in den ausgekohlten Tagebauen vor der Rekultivierung schnellwachsende Energiepflanzen anbauen und dann in Biomassekraftwerken oder -heizwerken verwerten kann. „Es wird nach Wegen gesucht, die riesigen Flächen optimal zur Energiegewinnung zu nutzen – doppelt oder dreifach“, so ein ranghoher Regierungsmitarbeiter. Entsprechende Gespräche habe es schon vor Monaten zwischen der Landesregierung und der Konzernspitze gegeben. Dem Vernehmen nach will Vattenfall mit der Mehrfachnutzung der Areale auch einen Teil der steigenden Kosten für die klimaschädliche Braunkohleverstromung in den Lausitzer Kraftwerken ausgleichen; ab 2013 werden die Kosten für die Verschmutzungsrechte, die der Konzern für den Ausstoß des Kohlendioxids erwerben muss, stark ansteigen.

Wie berichtet plant Vattenfall in der Lausitz fünf neue Tagebaue, vier davon in Brandenburg, einen in Sachsen. Für den Tagebau Welzow-Süd II läuft bereits das Genehmigungsverfahren, so dass dort 2015 die Bagger anrücken könnten. Darüber hinaus haben sich Vattenfall und die Landesregierung auf die neuen Tagebaue Jänschwalde-Nord (ab 2028), Bagenz-Ost und Spremberg-Ost (ab 2035) geeinigt. Insgesamt müssten rund 3400 Menschen dafür umgesiedelt werden.

Die Errichtung der Vattenfall-Windparks solle dann erfolgen, wenn die Menschen für die neuen Tagebaue umgesiedelt worden sind, hieß es aus der Regierung. Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (SPD), der sich kürzlich vehement gegen eine massive Ausweitung der Windparks im Land gewandt hatte, gilt als Gegner der Interims-Windparks. Aus seinem Umfeld hieß es, auf diese Weise würden die Menschen an den künftigen Tagebaukanten, die nicht umgesiedelt und entschädigt werden, die eigentlichen Opfer: Erst bekämen sie die Windräder vor die Nase gesetzt, dann kämen die Kohlebagger und später die aufwändigen Rekultivierungsarbeiten.

Dellmann, der für die Genehmigung von Windenergie-Standorten zuständig ist, hatte angekündigt, nicht mehr überall neue Windparkflächen auszuweisen. Wegen der starken Gewichtung zugunsten der Windkraft meldete Dellmann gestern auch Diskussionsbedarf über den Entwurf zur neuen Energiestrategie für das Land Brandenburg an. Die „Energiestrategie 2020“ von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) soll demnächst in der Regierung abgestimmt werden.pete

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