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Brandenburg: Entsetzen in Dabendorf nach Suizid zweier Mädchen

Dabendorf – Viele Einwohner von Dabendorf, einem Ortsteil von Zossen, hatten es gestern in der Zeitung gelesen. „Wir sind alle erschüttert und entsetzt“, sagt eine Wirtin: „Die armen Eltern.

Dabendorf – Viele Einwohner von Dabendorf, einem Ortsteil von Zossen, hatten es gestern in der Zeitung gelesen. „Wir sind alle erschüttert und entsetzt“, sagt eine Wirtin: „Die armen Eltern.“ Wie berichtet hatten sich eine 14-jährige und eine 16-jährige Schülerin in der Nacht zum Donnerstag offenbar von einem Zug überrollen lassen. Für eine Straftat gäbe es jedenfalls bislang keine Anhaltspunkte, hieß es gestern im Polizeipräsidium Potsdam. Die Ermittlungen zur Todesursache seien noch nicht abgeschlossen.

Die Leichen der befreundeten Mädchen waren am Donnerstagmorgen an der Bahnstrecke Berlin–Dresden gefunden worden. Weil zumindest eines der Mädchen in seinem Tagebuch mehrfach Suizidgedanken geäußert hatte, geht die Polizei davon aus, dass die beiden Jugendlichen gemeinsam sterben wollten.

„Sie gingen zusammen in den Tod – das ist Ausdruck einer intensiven Verbindung, einer dramatischen Freundschaft oder Liebesgeschichte“, sagt Georg Kohaupt, Familienberater beim Krisennotdienst vom Kinderschutzzentrum. Er hat oft mit suizidgefährdeten Menschen zu tun und weiß, dass sich „zwei Jugendliche oft gemeinsam reinsteigern“. Es gebe im Internet leider auch Chatrooms, in denen sich Lebensmüde austauschten. Die Pubertät sei eine extrem schwierige Zeit, sagt Kohaupt, da müssten Jugendliche für ihr Leben Weichen stellen, sich vom Elternhaus lösen. Zugleich sei es eine Zeit der „ersten existenziellen Liebeserfahrungen“. Das überschwemme Jugendliche, so dass ihnen jeglicher Realitätsbezug abhanden kommen kann. Hinzu kommt, dass junge Menschen noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass es nach einem Tief auch wieder aufwärtsgeht. Die Alarmglocken sollten bei Eltern und Freunden dann schrillen, wenn sich Jugendliche plötzlich zurückziehen – oder sogar sagen, dass sie nicht mehr leben wollen.

Dann sollte man sie direkt ansprechen, sagt Michael Witte, Geschäftsführer bei der Berliner Beratungsstelle „Neuhland“ für selbstmordgefährdete Jugendliche. Generell nehmen sich in Deutschland weit mehr männliche als weibliche Jugendliche das Leben. „Frauen reden eher und früher über ihre Probleme“, sagt Experte Witte. Die Frühlingszeit, in der einem etwa das Glück anderer Pärchen ständig vor Augen geführt werde, sei anders als der Herbst eine besonders gefährliche Zeit für Suzidgefährdete. kög/das

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