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Brandenburg: Erneuter Unfall auf dem Lausitzring: "Es ist wie ein böses Omen ..."

Viele Mitarbeiter wollten es einfach nicht glauben: "Es ist wie ein böses Omen für diese Rennstrecke ..

Von Sandra Dassler

Viele Mitarbeiter wollten es einfach nicht glauben: "Es ist wie ein böses Omen für diese Rennstrecke ...". Schon wieder verlor ein Mensch auf dem erst vor neun Monaten eröffneten Lausitzring sein Leben. Nur wenige Tage, nachdem der italienische Rennfahrer Michele Alboreto tödlich verunglückte, wurde gestern ein 43-jähriger Streckenposten von einem dunklen Rennwagen der Marke Opel Astra erfasst. Alle Rettungsversuche schlugen fehl.

"Wir haben die ganze Zeit gewartet und so gehofft, dass er vielleicht überlebt", sagte eine Angestellte des "EuroSpeedway Lausitz" gestern völlig schockiert, "aber dann kam schon die Todes-Nachricht im Radio".

Das Unglück geschah um 14.17 Uhr, während so genannter Einstellungsfahrten zum zweiten Lauf der Deutschen Tourenwagen Challenge vom 11. bis zum 13. Mai dieses Jahres. Der 24-jährige Rennfahrer gehört zu einem Rennstall in Thüringen. Wieso der Streckenposten von dem Rennwagen erfasst wurde, war gestern abend noch nicht abschließend geklärt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten bei Redaktionsschluss noch. Erste Erkenntnisse der Polizei sprachen dafür, dass der Mann, der aus dem Landkreis Oberspreewald-Lausitz stammt, in einer schwer einzusehenden Kurve eine abgefallene Spoilerlippe aufheben wollte. Nach Angaben des Testfahrers wurde am Fahrbahnrand keine gelbe Flagge zur Warnung geschwenkt.

Den Lausitzring-Geschäftsführer Hans-Jörg Fischer erreichte die Hiobsbotschaft gestern auf einer Reise. Er war nach dem Tod Alboretos nicht müde geworden, immer wieder darauf hinzuweisen, dass der Lausitzring laut internationaler Gutachten "der sicherste Kurs der Welt ist".

Recht gegeben hatten ihm die Untersuchungen zum Unfall des italienischen Formel-1-Fahrers, der sich nicht wie das gestrige Unglück auf der Renn- sondern auf der Teststrecke des Lausitzrings ereignete. Die Cottbuser Staatsanwaltschaft kam in einem ersten Untersuchungsbericht zu dem Ergebnis, "dass während der Testfahrt die Lauffläche des linken Hinterreifens durch Einwirkung eines spitzen Gegenstands von außen zunächst geringfügig beschädigt worden ist. Dies hatte einen schleichenden Druckverlust und wenig später bei einer Geschwindigkeit von etwa 320 Stundenkilometer die mechanische Zerstörung des Reifens zur Folge ... ".

Die Frage, woher der spitze Gegenstand kam, wurde in den vergangenen Tagen in Klettwitz und Umgebung immer wieder diskutiert. Der tragische Unfall löste gestern neue Spekulationen aus.

Jürgen Trabandt, Geschäftsführer vom Fremdenverkehrsverein am Lausitzring, findet den Tod des Streckenpostens "schrecklich ohne Ende". Abgesehen von der Trauer um ein Menschenleben befürchtet er wie viele andere einen Imageverlust der Lausitzer Rennstrecke, die mehr als 120 000 Zuschauern Platz bietet und über vier verschiedene Pisten verfügt. "Es wäre ungerecht, den Unfall mit Sicherheitsproblemen in Verbindung zu bringen", sagt Jürgen Trabandt, "wir wissen, was in den letzten Monaten alles für eine maximale Sicherheit getan wurde. Ich hoffe aber, dass sich weder Fahrer noch Zuschauer davon abhalten lassen, zum Lausitzring zu kommen. So schrecklich das neuerliche Unglück ist - wer zu solchen Rennen kommt, der weiß letztlich, dass dabei immer mal wieder etwas passieren kann."

Genau aus diesem Grund hält Jürgen Trabandt auch absolut nichts vom Gerede über ein "böses Omen": "Das wahre böse Omen für diese Region ist die Arbeitslosigkeit von über 25 Prozent. Deshalb werden wir verhindern, dass diese beiden bedauernswerten Unglücksfälle dazu genutzt werden, den Lausitzring totzukriegen".

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