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Brandenburg: Erste Legionellen-Tote offenbar schon im Januar

Obduktionsbericht nannte Legionärskrankheit als Ursache. Nächste Woche soll eine Kommission das Klinikum Frankfurt (Oder) überprüfen.

Frankfurt (Oder). Die im Klinikum Frankfurt (Oder) ausgebrochene Legionärskrankheit hat möglicherweise schon im Januar einen ersten Todesfall verursacht. Die Tochter einer 51-jährigen Frau ging gestern mit dem Obduktionsbericht an die Öffentlichkeit. Danach wurde dort als Todesursache neben Herzinfarkt auch Legionärskrankheit genannt. „Wir gehen aber davon aus, dass der vom Arzt vermerkte erste Grund die Haupt-Todesursache darstellt“, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. „Deshalb sprechen wir noch nicht von einem dritten Todesfall durch Legionellen.“ Klarheit erhoffe sich die Stadtverwaltung von den Untersuchungen der Staatsanwaltschaft.

Wie berichtet, war am Montag der Ausbruch der bakteriellen Lungenentzündung im Bettenhaus der Psychiatrie der Klinik bekannt geworden. Laut einer anonymen Anzeige sollen daran sechs Patienten gestorben sein. Die Klinikleitung bestätigte nur zwei Todesfälle Anfang Juli. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der gefährlichen Körperverletzung gegen zwei leitende Mitarbeiter des Klinikums. „Wir sichten gegenwärtig alle beschlagnahmten Unterlagen über Todesfälle der zurückliegenden Zeit“, sage eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Unterdessen wächst in Frankfurt das Unverständnis über die späte Information der Öffentlichkeit. Die oppositionelle PDS warf der Stadtspitze „gröbste Pflichtversäumnisse“ vor. Dem widersprach Bürgermeisterin Katja Wolle (SPD): „Wir hatten zwischen notwendiger Information und öffentlicher Verunsicherung abzuwägen.“ Nach dem Auftreten des ersten Krankheitsfalles Anfang Juli seien „alle notwendigen Maßnahmen“ getroffen worden. Die Bürgermeisterin räumte ein, über die Fälle im Dezember/Januar nicht informiert worden zu sein. Mitte nächster Woche werde eine Kommission mit Experten von Umweltbundesamt, Landesgesundheitsamt und dem Berliner Robert-Koch-Institut die Klinik und ihre Wasserleitungen überprüfen, kündigte ein Stadtsprecher an.

Das Klinikum Frankfurt, das mit 910 Betten zu den größten Krankenhäusern in Brandenburg gehört, sprach auch gestern nur von den beiden Todesfällen im Juli. Ein Protokoll des Frankfurter Gesundheitsamtes enthält jedoch Hinweise auf ein Auftreten der Legionärskrankheit schon zwischen dem 5. Dezember 2002 und dem 5. Januar 2003. Demnach litten in diesem Zeitraum sieben Patienten an Legionärskrankheit. Eine Patientin verstarb, hieß es im Protokoll, „Legionellen waren jedoch nicht Todesursache“.

Bei der Rhön-Klinik AG im fränkischen Bad Neustadt, zu der das Frankfurter Klinikum gehört, vermutet man das Kaltwassersystem des Bettenhauses als Herd der Keime. Vermutlich sei der Durchmesser der Rohre zu groß, um mit dem nötigen Druck durchspült werden zu können. Bisher wurden Legionellen nur in Warmwasserleitungen festgestellt. Nach Angaben der „Bild“-Zeitung soll nun Anzeige gegen Unbekannt erstattet werden: Beim Einbau der Wasserleitungen seien schwere Fehler gemacht worden.

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