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Extremismus: Verfassungsschutz warnt vor Potsdamer Islam-Gruppe

Der Geheimdienst wirft der Vereinigung extremistische Tendenzen vor. Die Stadtverwaltung listete die Adresse unter Angeboten für Migranten auf.

Die größte islamische Religionsgruppe in Potsdam gerät unter Druck. Die „Islamische Gemeinschaft am Park Sanssouci“ (IGAPS) stehe „für einen islamistischen Extremismus, der antisemitische und antikapitalistische Ideologie mit rechtsesoterischen Tendenzen vermengt“, heißt es im neuen Bericht des brandenburgischen Verfassungsschutzes. Damit ist die Gruppe, die unlängst noch Islamische Gemeinschaft Potsdam (IGP) hieß, erneut ins Visier der Sicherheitsbehörde geraten.

Der IGAPS werfen die Verfassungsschützer „mannigfaltige“ Verbindungen zu den sogenannten Murabitun vor. Deren „ideologische Grundlage“ sei durch die „rassistische, antisemitische und antidemokratische Weltanschauung“ ihres Gründers Abdalqadir Al Sufi bestimmt, ein zum Islam konvertierter schottischer Schauspieler namens Ian Dallas. Dieser soll die Bewegung in den 70er Jahren gegründet haben. Ein Hauptanliegen der Murabitun sei zum Beispiel, so die Verfassungsschützer, „den Gebrauch von Papiergeld einzuschränken“, einer „jüdischen Erfindung“. Auch werde unter Al Sufi ein islamistischer Staat angestrebt, in dem keine „Religions- und Meinungsfreiheit mehr herrschen“.

Doch genau für Abdalqadir Al Sufi werbe die IGAPS „nach wie vor“ und mache ihn zum Bestandteil ihrer öffentlichen Auftritte, so der Verfassungsschutz. So wird auf der Internetseite ein Roman zum Download angeboten. Ebenso kommt Al Sufi in einer Zitate-Galerie der IGAPS-Seite zu Wort - wenn auch seine These bizarr klingt: „Es ist an der Zeit, dass die versklavten Milliarden unserer heutigen Welt sich nicht mehr vor explodierenden Schuhen und Unterhosen der idiotischen Agenten des Kapitalismus fürchten, sondern lernen, was der Islam wirklich ist.“ Zum Kern der IGAPS sollen laut Verfassungsschutz rund 30 Personen zählen, vor allem Deutsche, die zum Islam konvertiert sind. Die Mitglieder gelten als vergleichsweise wohlhabend.

Für eine Stellungnahme war bei der IGAPS niemand zu erreichen. Allerdings hatte sich die Organisation und ihr Vorläufer von der IGP auch in der Vergangenheit mehrmals gegen Kritik verwahrt. Erstmals hatte der Verfassungsschutz die Gruppe vor zwei Jahren ins Visier genommen: Es seien „Zweifel an der toleranten Einstellung der Gemeinschaft und ihrer Verpflichtung auf demokratische Grundwerte angebracht“, hieß es schon damals. Die angegriffene Gemeinde drohte mit juristischen Schritten, betont wurde die Toleranz gegenüber anderen Kulturen.

In ihrem Sitz in der Potsdamer Weinbergstraße bietet die IGAPS fast täglich Kinderbetreuung und Deutschunterricht an, ebenso Koran- und Gebetsstunden. An Sonntagen finden Themenvormittage statt. Auch ist die Islam-Gruppe auf der offiziellen Liste der Potsdamer Stadtverwaltung zu „Kontaktadressen für MigrantInnen“ zu finden – die Adresse soll aber jetzt gelöscht werden.

Zugleich veranstaltet die IGAPS den sogenannten Suq-Markt, bei dem im Sommer auf dem Luisenplatz einmal monatlich Handwerkskunst verkauft wird. Beim Verfassungsschutz stößt das betont harmlose öffentliche Auftreten der islamischen Gemeinde auf Skepsis: „Es ist irreführend, wenn sich die IGAPS bei öffentlichen Veranstaltungen als Fürsprecher der Muslime in Brandenburg darstellt.“

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