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Brandenburg: Fahnenband nach lebensgefährlichem Einsatz

Stolpe zeichnet Storkower Bundeswehr-Bataillon aus VON CLAUS-D.STEYER Storkow.

Stolpe zeichnet Storkower Bundeswehr-Bataillon aus VON CLAUS-D.STEYER

Storkow.Minutiös kündigt die Bundeswehr ihre Veranstaltung an: "Der Ministerpräsident Manfred Stolpe verleiht am Donnerstag, 15.15 Uhr, auf dem Sportplatz Karlslust bei Storkow dem Pionierbataillon 801 ein Fahnenband." Die anderen Programmpunkte sind ebenfalls genau im Viertelstunden-Takt festgelegt.Zum ersten Mal erhält in Storkow ein Truppenteil der Bundeswehr in Brandenburg ein Fahnenband als zusätzlichen Schmuck der Truppenfahne.Dieses darf entweder nur vom Bundespräsidenten oder vom Ministerpräsidenten eines Bundeslandes verliehen werden. "Meine Soldaten haben sich die seltene Auszeichnung verdient.Weit über Storkow hinaus schätzt man ihre Dienste", sagt der Kommandeur des Pionierbataillons, Oberstleutnant Reinhard Barz.Er steht den rund 1000 Soldaten und Zivilangestellten seit zwei Jahren vor.Aufgestellt wurde das Bataillon schon am 4.Oktober 1990, unmittelbar nach der deutschen Einheit.Vorher war hier eine Raketeneinheit der Nationalen Volksarmee stationiert gewesen.Doch nichts erinnert an die alte Zeit."Wir übernahmen praktisch nur die Infrastruktur der NVA.Ansonsten haben wir alles tüchtig umgekrempelt, vor allem die vielen Betonmauern im Kasernengelände beseitigt", berichtet der Kommandeur. Gleich gegenüber der Kurmark-Kaserne befindet sich das Friedensdorf Storkow.Bundeswehrsoldaten haben bei diesem gegen Ausländerfeindlichkeit gerichteten Vorhaben 1994 und 1995 mit angepackt.Storkower Soldaten halfen außerdem bei der Bekämpfung von Waldbränden und Hochwasser.Richtig bekannt aber wurden sie durch ihren sechsmonatigen Einsatz in Bosnien-Herzegowina im Rahmen der IFOR-Friedenstruppe.Von April bis September bauten sie nicht nur sieben Brücken wieder auf."Unser Meisterstück vollbrachten wir an der neuen Straße im Korridor zwischen Sarajewo und Gorazde", erzählt Oberstleutnant Barz."Einen 60 Kilometer langen Eselspfad übers Gebirge mußten wir zur Autotrasse durch serbisch kontrolliertes Gebiet herrichten.Mitunter war allein schon die Materialbeschaffung ein Abenteuer.Denn die Serben stellten keine Baustoffe für eine muslimische Straße zur Verfügung.Umwege von 300 Kilometern waren da keine Seltenheit." Motivierend sei für die Soldaten die Dankbarkeit der Bosnier gewesen.Gespürt hätten sie diese immer wieder, als Kinder am Straßenrand winkten."Die Kinder sind das beste Zeichen.Denn dann wird zu Hause positiv über die Fremden gesprochen", sagt Barz, der in Bosnien und Kroatien für 420 Soldaten verantwortlich war. Die Gebiete seien von Minen übersät gewesen.Vor jedem Einsatz habe deshalb die 30köpfige Spezialtruppe jeden einzelnen Zentimeter nach Sprengstoffen untersuchen müssen.Um viele Seiten ist die Chronik des Storkower Bataillons während des Aufenthaltes in Bosnien gewachsen.Heute werden die Soldaten eine Seite für die Verleihung des Fahnenbandes anlegen.

CLAUS-D.STEYER

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